Rütli-Feier light: Schlicht, regional und verkürzt
Keine Sprengkörper, kaum Rechtsextreme und keine Pöbeleien: Die Rütli-Feier war wieder schlicht und einfach. Nur das Wetter spielte nicht mit.
ueli bachmann/rütli
Seit rund zehn Jahren steht die 1.-August-Feier auf dem Rütli im Fokus der Öffentlichkeit. Nach dem unrühmlichen Auftritt von pöbelnden Rechtsextremen bei der Festrede von Bundespräsident Kaspar Villiger im Jahr 2000 ging kaum mehr eine Feier ohne störende Zwischentöne ab. Konnten die Rechtsextremen in Schach gehalten werden, wurden die übertriebenen Sicherheitsmassnahmen oder die Vereinnahmung des Rütlis durch prominente Auftritte kritisiert. Vor allem Urner und Schwyzer haben sich schon lange eine schlichte, bescheidene Feier mit regionaler Ausrichtung gewünscht. Diesem Wunsch wurde jetzt endlich entsprochen.
Offizielle Einladungen an Verbände und Organisationen gab es keine, sieht man von der spontanen Willkommensheissung des diplomatischen Korps ab, wovon gestern Vertreter von rund sechs Botschaften Gebrauch machten. Für die Festrede wurde anstelle eines Bundesrepräsentanten der Urner Regierungsrat Josef Dittli verpflichtet. In den Vorjahren kamen jeweils 2000 Personen zur Rütli-Feier. Gestern waren es lediglich 500 Besucher und Besucherinnen. Rechtsextreme waren fast keine auszumachen. Sie wollen morgen Sonntag ihre eigene Feier auf dem Rütli durchführen. Die Urner Polizei wird sie daran nicht hindern.
Polizei- und Sicherheitskräfte hatten gestern kaum etwas zu tun. Über dem Seeweg versuchte diesmal niemand in Booten das Rütli zu erreichen; auf dem Fussweg über Seelisberg musste die Polizei nur etwas mehr als ein Dutzend Rechtsextreme abweisen, die sich den Zugang erschleichen wollten. «Alles war gestern bestens vorbereitet für eine würdige, schlichte Feier, bei der Tradition und Moderne Platz hat und bei der nicht die mediale Wirkung im Zentrum steht», wie die Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und frühere Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz bei der Eröffnung sagte.
Nach der Rede des Urner Regierungsrats Dittli aber fiel die Feier mit den angekündigten Vorträgen und dem Verlesen des Bundesbriefes buchstäblich ins Wasser. Nach MeteoSchweiz sollen im Gebiet bis zum Abbruch der Feier 30 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen sein. Huber-Hotz konnte nach dem Wolkenbruch nur noch den Verzicht auf das Singen der Nationalhymne verkünden.