Daniel von Allmen
Am 1. August ist er mit rund 100 anderen Skinheads auf dem Rütli aufmarschiert -nun will er in den Ittiger Gemeinderat:Daniel von Allmen, Mitglied der rechtsextremen Organisation Aarische Front.
*Jörg André
Der Kandidat mit der Nummer 0801 kommt aus Worblaufen. Der 23-jährige Mann hat ein Ziel:Er will in die Ittiger Exekutive. «Es ist Zeit, ein Zeichen zu setzen», sagt er. Sein Name:Von Allmen. Sein Vorname:Daniel. Sein Beruf:Bodenleger.
Daniel von Allmens Name steht allein auf der Liste Nummer acht der Gemeindewahlen vom 26. November. Bürgernahe Aktion nennt sich seine Gruppierung. Für Schule und Weiterbildung seien mehr Geld nötig, sagt er. Sein Einsatz für die Bildung ist lobenswert und unverfänglich. Von Allmen, ein jung-dynamischer Politneuling mit sozialem Gewissen?
«Ich bin ein Skinhead»
Weit gefehlt. Seine politische Ausrichtung sei rechts der Mitte, sagt Daniel von Allmen. Sein Aussehen in der Freizeit – Springerstiefel, Bomberjacke und Kurzhaarfrisur – lassen jedoch andere Vermutungen aufkommen. «Gut, ich politisiere ziemlich rechts», beantwortet er eine präzisierende Frage. Doch auch dies ist eine krasse Untertreibung:Daniel von Allmen ist ein schweizweit bekanntes Mitglied der rechtsextremen Szene. «Ich bin ein Skinhead», gibt er denn auch offen zu. Und: «Ich habe die Aarische Front aufgebaut.» Diese in der Region Bern aktive Gruppierung bestehe aber nicht wie in den Medien immer wieder gemeldet aus 30, sondern nur aus drei Mitgliedern, bittet Daniel von Allmen zur Kenntnis zu nehmen. Aus ihm und zwei Mitstreitern.
Stammtischpolitiker
Die Idee für seine Kandidatur hat Daniel von Allmen selber gehabt. Bei seinen Freunden hat er die dafür nötigen Unterschriften gesammelt. Auch den Namen Bürgernahe Aktion habe er selber erfunden, sagt er. Im Restaurant Bahnhof Papiermühle sei er öfters mal am Stammtisch anzutreffen. «Dort diskutieren wir und politisieren auch ab und zu.» Dies sei eben bürgernah, habe er sich dann überlegt. Der Name Bürgernahe Aktion sei sicher auch besser als Aarische Front, unter welchem er anfänglich kandidieren wollte.
Wolf im Schafspelz
Daniel von Allmen hat keine Mühe über seine politischen Ansichten zu sprechen. «Bei uns werden immer noch zu viele Menschen eingebürgert.» Hier würde er sich für Einschränkungen einsetzen. Den regelmässigen Besucherinnen und Besuchern der Ittiger Gemeindeversammlung ist er ein Begriff. Immer bei den Einbürgerungen verlangt er erfolglos eine geheime Abstimmung. Wird dann über die Einbürgerungsgesuche offen abgestimmt, hebt meist nur einer die Hand dagegen:Daniel von Allmen.
«Wer für unser Land etwas erreichen will, muss sich von der Gewalt fernhalten», sagt er weiter. Dies überrascht. Von Allmen, ein Softie-Skinhead? Nochmals weit gefehlt. Auch wenn er sagt, er habe mit Gewalt nichts am Hut, hat Daniel von Allmen mehrmals bewiesen, dass er auch tüchtig zulangen kann. 1995 war er beim Überfall auf das antifaschistische Festival für Völkerfreundschaft in Hochdorf dabei. Laut der Berner Reithalle-Zeitung «Megafon» hat er auch einen Stammplatz auf der Osttribüne des Wankdorfstadions. Als Mitglied der East-Siders habe er immer wieder für Aufruhr gesorgt. Das «Megafon» hebt besonders den 28. Februar 1998 hervor, als es nach dem Spiel Young Boys gegen Lugano zu einer wüsten Schlägerei mit mehreren Verletzten gekommen war.
Gemäss der «Wochenzeitung» ist von Allmen zudem im Mai dieses Jahres in Münchenbuchsee angezeigt worden, nachdem er zusammen mit einem Gleichgesinnten einige Jugendliche bedroht und verprügelt hat. Sein Kommentar dazu:«Wir gehen selten zur Polizei, wir regeln das unter uns. Da trifft es halt ab und zu leider die falschen Leute.»
«Schöner Anlass»
Daniel von Allmen ist ein guter Schweizer. «Wir stehen für unser Land ein, egal, was passiert.» Zusammen mit über 100 anderen Skinheads hat er deshalb den 1. August auf der Rütliwiese gefeiert. Dort sei keine Gewalt im Spiel gewesen. «Wir haben die alte Nationalhymne gesungen und unsere leeren Bierflaschen selber weggeräumt – es war ein schöner Anlass.» «Keine Mittel»
Was die Kandidatur von Daniel von Allmen betrifft, kann die Gemeinde Ittigen nichts unternehmen. «Wir haben keine rechtlichen Mittel dafür», sagt Gemeindepräsident Beat Giauque. Er wisse, dass von Allmen nicht der einzige Skinhead in der Gemeinde sei. «Sollte er bei den Wahlen Zulauf erhalten, würde ich mir ernsthafte Sorgen machen.»*