Ein Plakat für eine Ausstellung in der Roten Fabrik vermischt Nazi-Symbole mit den Logos von SVP und «Weltwoche». Die Urheber des Plakats wollen noch anonym bleiben.
Von Isabelle Bamert und Edgar Schuler
Zürich. – Eine Provokation mitten im nationalen Wahlkampf: Auf Plakaten, die zurzeit in Zürich hängen, sind ein Hakenkreuz und eine SS-Rune zu sehen, dazu bekannte Embleme der Neonazi-Szene. Unter die faschistischen Symbole gemischt sind auch Logos von Schweizer Parteien: EDU und Schweizer Demokraten kommen vor, dazu die lachende SVP-Sonne, die Logos der Auns (die Blocher-Gründung Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz) und der erzkatholischen Organisation Opus Dei. Ebenfalls auf dem Plakat zu finden sind die Logos der «Weltwoche» und der Rechtsaussenzeitschrift «Schweizerzeit» des SVP-Nationalrats Ulrich Schlüer.
«Bedenkliche Diskurse»
Die Plakate weisen auf eine Ausstellung in der Shedhalle hin, der Kunstgalerie des alternativen Kulturzentrums Rote Fabrik. «Fascho! Berichte aus dem Alltag» ist dort ab nächstem Freitag zu sehen. Konzipiert wurde die Schau vom Verein zur Förderung antifaschistischer Aktivitäten. Dem Verein gehören nach Angaben eines Mitglieds 15 Personen an, die alle noch anonym bleiben wollen. Der Grund dafür: Die Ausstellung sei von einem Kollektiv erarbeitet worden und nicht das Werk Einzelner. Die Gruppe werde sich an der Ausstellung und im Rahmenprogramm der Diskussion stellen.
Laut dem Mitglied finden sich «in der heutigen Politik durchaus Elemente, die schon im Nationalsozialismus und im Faschismus allgemein angewendet wurden», beispielsweise in der Ästhetik von Abstimmungsplakaten. «Das bedeutet nicht, dass die entsprechenden Parteien deswegen faschistisch sind», betont das Mitglied. Die Ausstellung wolle nicht Nazis und rechte Parteien gleichsetzen. «Wir sind aber der Meinung, dass einige bedenkliche Diskurse geführt werden – allerdings bei weitem nicht nur von rechten Parteien.»
«Das geht so nicht»
Verantwortlich für das Ausstellungsprogramm der Roten Fabrik sind Sønke Gau und Katharina Schlieben als kuratorisches Team. Die beiden betonten gestern, dass die Ausstellung ausschliesslich vom Verein für antifaschistische Aktivitäten gestaltet wurde. «Wir stellen nur den Raum zur Verfügung», sagt die Kuratorin. Die Gruppe zahlt dafür einen «symbolischen Betrag» als Miete. Das bestätigt der Sprecher des Vereins. Die Stadt Zürich subventioniert die Rote Fabrik und die Shedhalle mit rund drei Millionen Franken jährlich.
Für Jean-Pierre Hoby, der als Chef der Kulturpflege die Verteilung der Subventionen überwacht, ist das Plakat «klar beleidigend für die betroffenen Organisationen». Es gehe nicht an, die SVP und die «Weltwoche» in ein «Hitlerumfeld zu stellen». Er könne «keine Zensur üben», werde aber den Verantwortlichen klar machen, «dass das so nicht geht». Hoby stört sich auch an der Anonymität der Urheber.
SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli erwartet eine Subventionskürzung: «Sonst muss man annehmen, dass der Stadtrat das Plakat gutheisst.»