Katholischer Jugendbischof sucht vor Anti-Papst-Demonstration den DialogDie Polizei ist abgeblitzt, jetzt sucht die Kirche Kontakt zum autonomen «Antipäpstlichen Bündnis»: Denis Theurillat, Schweizer Jugendbischof und Generalbevollmächtigter des Katholikentreffens, ist bereit zum Dialog mit den Antifas.
rudolf gafner
Die Stadtregierung hat für die zwei Tage des Papstbesuchs in Bern ein generelles Demonstrationsverbot erlassen ? doch ein «Antipäpstliches Bündnis» ruft für Samstag unbewilligt zum Protest «gegen religiösen Fundamentalismus». Das Bündnis ? dessen treibende Kräfte Antifa-Autonome und linksradikale Ultras vom Revolutionären Aufbau sind ? will «den Papst zum Teufel jagen». Nachdem die Polizei erfolglos versucht hatte, Kontakt mit den Veranstaltern aufzunehmen, nahmen sich kirchlich Engagierte der Sache an (vgl. «Bund» gestern).
Gestern nun schalteten sich Kirchenoffizielle ein: Der Logistikchef des 1. Nationalen Katholischen Jugendtreffens, Olivier Dinichert, bat per e-Mail die anonym agierenden Veranstalter, in einen Dialog zu treten ? und der Generalbevollmächtigte des Jugendtreffens und für Jugendfragen zuständige Bischof der Schweiz, Denis Theurillat, erklärte persönlich seine Bereitschaft, gute Dienste zu leisten. «Der Jugendbischof ist grundsätzlich bereit, mit den Organisatoren in Dialog zu treten», erklärte der Vize-Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz, Marc Aellen, auf Anfrage.Ob die Antipäpstlichen am Dialog interessiert sind, ist eine andere Frage. Gestern Abend bekräftigten sie den Willen zur Demonstration. Auch die Polizei stellt sich auf ein unbewilligtes Auftreten am Samstag ein. Allerdings wird in der Szene nicht erkennbar breit mobilisiert, zudem ist der Demonstrationsaufruf, wie aus Internet-Foren hervorgeht, unter Autonomen selber durchaus nicht unumstritten ? so dass womöglich eher dezentrale Störaktionen zu erwarten sind als ein grosser geschlossener Marsch.
Interpellation von Stadtrat Jenni
Unterstützung erhielt das «Antipäpstliche Bündnis» gestern indes von parlamentarischen Linksgrünen: Die Grüne Partei Bern von Stadtrat Daniele Jenni ruft trotz des Demonstrationsverbots dazu auf, «am Samstag deutlich zu machen, dass man sich wehrt»: «Jetzt gilt es, nicht nur gegen den Papst, sondern auch für die Grundrechte und gegen deren Abbau aufzutreten!»Gestern Abend reichte Jenni im Stadtrat eine Interpellation gegen das generelle Demonstrationsverbot ein. Er befürchtet einen Präzedenzfall und betont, Grundrechte seien mehr wert als die Interessen einer Polizei, «die sich vor lauter Aufwand selbst überfordert». Auch die linksgrüne Junge Alternative (JA) kritisierte in einem Communiqué zum Papstbesuch die Sicherheitsmassnahmen als «übertrieben» und «unverhältnismässig».
Christkatholischer Gruss
Als 1871 die Unfehlbarkeit des Papstes verkündet wurde, kam es zur Teilung: Eine Minderheit der Katholiken akzeptierte das Dogma nicht, sammelte sich in einer neuen Christkatholischen ? auch Altkatholisch genannten ? Kirche. Im Jahr 2000 wurde in Solothurn eine Frau zur ersten christkatholischen Priesterin geweiht.
Vom Berner Viktoriaheim aus sieht der Papst in der gegenüberliegenden Altstadt die christkatholische Kirche St. Peter und Paul. Darum entstand die Idee, ein Transparent mit einer Botschaft an den Turm zu hängen, doch man kam wieder davon ab. Johannes Paul II. wird dafür auf dem Nachttischchen ein druckfrisches Exemplar des neuen christkatholischen Gebets- und Gesangbuchs vorfinden. Der Papst werde feststellen, wie viele Gemeinsamkeiten es in der Liturgie der beiden katholischen Kirchen gebe, schreibt Urs von Arx, christkatholischer Theologieprofessor an der Uni Bern im neuesten «Pfarrblatt». (mdü)