Die Gründung der Band Vargr I Veum (althochdeutsch für «vogelfrei, heimatlos») wurde im Frühling 2006 von Mitgliedern der Hammerskin-nahen Gruppe Dissens aus Luzern bekannt gegeben. Geografisch ist Vargr I Veum im Kanton Thurgau einzuordnen, wo die Band verschiedentlich Konzerte organisierte. Über neun Jahre lang betrieben die Bandmitglieder auf dem Areal der ehemaligen Teigwarenfabrik in Kradolf TG auch einen Probe- und Clubraum, gemeinsam mit dem Patriotischen Ostflügel (POF), einer 1995 gegründeten Neonazi-Gruppierung aus dem Umfeld der Schweizer Hammerskins. Erst die Angst vor zu viel negativer Publicity brachte die Gemeindebehörden nach jahrelangem Zusehen 2010 zum Handeln, und die Räumlichkeit wurde behördlich geschlossen. Die Mitglieder der Band sind in der Region Thurgau nach wie vor aktiv und gut vernetzt – so spielten sie im Dezember 2012 im Löwen Pub in Erlen auf, zu dessen Stammgästen sie auch gehören.
Bekannt in der Szene – unbekannt in der Öffentlichkeit
Obwohl die Band von Anfang an dem Schweizer Hammerskin-Chapter zugerechnet werden konnte, wurde sie zunächst wenig beachtet. Mit einem beigesteuerten Titel auf einer Gedenk-CD für den verstorbenen Hammerskin Max Reichel im Jahr 2015 hat die Band ihre Verbindung zum internationalen Netzwerk erneut bestätigt. Mit einer Vielzahl an Auftritten im In- und Ausland hat sich Vargr I Veum mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Schweizer Neonazi-Szene gemausert. Der letzte bekannt gewordene Auftritt in der Schweiz fand am 13. April 2013 im Absolut Pub in Luzern statt – bevor sich die Band der Produktion ihrer zweiten CD «Helheim» widmete und einen neuen Schlagzeuger suchte.
Ur-Hammerskins als Bandbegründer
Lange Zeit gelang es den Mitgliedern, durch die Verwendung von Pseudonymen in der Öffentlichkeit unerkannt zu bleiben. Durch antifaschistische Recherche konnten allerdings einige der Musiker enttarnt werden: So finden sich in der ursprünglichen Besetzung mit Pascal Zarka und Hansjörg Felber gleich zwei Urmitglieder der Hammerskins. Später verzeichnete die Bands mehrere Wechsel, und während kurzer Zeit spielte der Gossauer Manuel Liechti in der Combo mit. Von der Ursprungsbesetzung ist heute lediglich Hansjörg «Hase» Felber übrig, welcher sich lange Zeit erfolgreich hinter dem Pseudonym «Dirk Haase» zu verstecken wusste. Felber war bereits am Überfall auf das Hochdorf-Festival 1995 beteiligt und blickt auf über 20 Jahre als aktiver Hammerskin zurück. Heute betreibt er eine Einzelfirma für Gartenunterhalt und Holzskulpturen in Märstetten TG.
Wie der Bandname bereits vermuten lässt, orientiert sich Vargr I Veum stark am altgermanischen Heidentum und an paganistischer Symbolik, was sich sowohl im Liedgut als auch im Logo widerspiegelt. Als explizit rechtsextreme Musikgruppe mit Einflüssen aus dem Neofolk und Metal-Bereich tragen sie zum Brückenschlag zwischen Metal-Szene und Neonazis bei. Die Band hat im März 2017 in neuer Besetzung rund um Felber ihr drittes Album «Der dritte Streich» veröffentlicht.