Rechtsextreme in Grenchen

BernerZeitung

Sie benahmen sich wie wilde Tiere

Fünf Rechtsextreme haben in der Nacht auf Donnerstag in zwei Grenchner Bars gewütet. Die Dolce Vita-Bar hinterliessen sie wie ein Schlachtfeld. Beim Dartclub Wild Animal verletzten sie einen Mitarbeiter.

Monika Fumasoli, Inhaberin der Dolce Vita-Bar an der Centralstrasse, musste beim Anblick der fünf Männer in Bomberjacken und mit scharzen Mützen dreimal leer schlucken. Sie hat die Rechtsradikalen aber dennoch bedient, damit diese sich nicht «blöd anstellen». Sie wusste nicht, dass sich die Männer kurz davor im Dartclub Wild Animals wie wilde Tiere aufgeführt hatten. Und dass sie etwas später ihre Bar wie ein Schlachtfeld hinterlassen werden.

Die fünf Rechtsextremen gehen um 22.15 Uhr zur Chief?s 5er- Bar an der Kapellstrasse. Dort ist der Darclub Wild Animals zu Hause. Während vier der Männer draussen warten, betritt einer die Bar im oberen Stockwerk und bestellt fünf Flaschen Bier. «Über die Gasse?», will Bruno (Name geändert) wissen. «Nein, die anderen kommen gleich», sagt der Mann. «Das ist ungünstig», antwortet Bruno. Er weiss um die Gesinnung der Männer. Sie waren früher schon das eine oder andere Mal in der Bar. Er will sie nicht bedienen.

Wiederholungstäter

Vor zwei Monaten haben einige der Glatzen die Türe der Toilette demoliert. Der damalige Betreiber verzichtete auf eine Anzeige, weil er die Männer «kenne». Schliesslich handelt es sich um «stadtbekannte Gesichter». Über manche wurden schon in der einen oder anderen Bar Hausverbote verhängt. Die Männer versprachen, den Schaden zu begleichen. Seither liessen sie sich nicht mehr in der Bar blicken. Diese blieb auf den Kosten für eine neue Türe sitzen. Als Bruno den Mann an der Theke auf die offene Rechnung hinweist, wird dieser wütend. Er steckt das Portemonnaie wieder ein und geht fluchend Richtung Ausgang. Die Tür schlägt er derart fest zu, dass sie wieder aufspringt. Im Flur tritt er gegen eine provisorische Wand. Die Wand kracht ins untere Stockwerk. Bruno geht zur Türe. Und im Nu sieht er sich von fünf Männern umzingelt. Die Situation eskaliert, Bruno kassiert eine Kopfnuss ins Gesicht und blutet heftig aus der Nase. Die Männer wissen, dass die Polizei alarmiert ist und machen sich aus dem Staub.

Die Bilanz:?ein kaputter Barhocker, eine kaputte Wand und eine gebrochene Nase. Bruno erstattet Strafanzeige und lässt sich im Bürgerspital Solothurn behandeln.

Von Gästen rausgeworfen

Die Rechtsradikalen sind in der Zwischenzeit in der Dolce Vita-Bar gelandet und trinken endlich ihr Bier. Anfänglich benehmen sie sich auch korrekt. Doch dann, von einer Sekunde auf die andere, rasten sie aus. Es fliegen Stühle gegen die Bar, Gäste werden angegriffen. Diese wehren sich aber und es gelingt ihnen, die Rechtsradikalen nach draussen zu befördern. «Plötzlich gab es einen Knall», sagt Fumasoli. Die ungebetenen Gäste haben die Glastüre von aussen eingetreten. Sie treten durchs Loch wieder in die Bar. Sie wollen sich bei den anständigen Gästen für den Rauswurf rächen. Und landen prompt wieder auf der Strasse. Diesmal hauen sie endgültig ab.

Die Polizei schnappt sie um 00.30 Uhr in der Schild-Rust-Strasse und steckt sie in Untersuchungshaft. Die stark alkoholisierten Männer verhalten sich gegenüber der Polizei laut Mitteilung «äusserst renitent und lautstark».

Monika Fumasoli realisiert erst spät in der Nacht, was passierte. «Ich war wütend und frustiert» sagt sie. Noch nie hatte sie so was erlebt. Sie fürchtet sich nun, wie der Dart Club auch, um den Ruf der Bar. Rechtsextreme werden keine mehr eingelassen.

Bei den fünf Randalierern handelt es sich um einen Deutschen und vier Schweizern zwischen 17 und 35 Jahren. Einer sei im Kanton Bern wohnhaft, die anderen in der Region Grenchen und Olten, teilte die Polizei mit.