NACHGEFRAGT bei Judith Stamm, Rütlikommission Judith Stamm, Präsidentin der Rütlikommission, hat genug: Die 1.-August-Feier wird künftig ohne die Rechtsextremen stattfinden, sagt sie im Gespräch.
Dass Rechtsextreme die Rede des Bundespräsidenten stören werden, wurde im Vorfeld befürchtet. Waren Sie schlicht naiv und blauäugig?
Judith Stamm: Das kann sein. Ich habe immer daran festgehalten, dass die Rütliwiese allen Besuchern offen stehen müsse. Und ich bin davon ausgegangen, dass sich die Rechtsextremen an die Hausordnung und an die Regeln des Anstandes halten werden. Wie sich die Feier schliesslich entwickelt hat, ist jenseits des Tolerierbaren.
Sie kündigten Konsequenzen an. Was wird sich ändern?
Stamm: Das kann ich zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen. Wir wollen das Problem innerhalb der Rütlikommission besprechen. Ich sehe für das nächste Jahr drei Hauptszenarien: Man sagt die Feier 2006 ab, man veranstaltet eine Bundesfeier, zu der nur mit persönlicher Einladung Einlass gewährt wird, oder man veranstaltet ein Vielvölkerfest auf dem Rütli, eine so genannt urbane Bundesfeier.
Welche der drei Möglichkeiten bevorzugen Sie?
Stamm: Nur so viel: Ich habe bis jetzt immer gesagt und betone dies auch weiterhin, dass die Bundesfeier auf dem Rütli nicht abgesagt werden soll. Das betrachtete ich als einen Affront all jenen gegenüber, die auf dieser symbolträchtigen Wiese den Nationalfeiertag begehen wollen. Ich möchte die Feier weiterführen, allerdings darf sich die Bundesfeier nicht zu einem Kräftemessen zwischen den verschiedenen Polen entwickeln.
Mit anderen Worten sind die Rechtsextremen im nächsten Jahr nicht mehr erwünscht?
Stamm: Es muss doch möglich sein, dass ein geladener Festredner seine Meinung äussern kann, ohne dabei beleidigt zu werden. Die Rechtsextremen haben bewiesen, dass sie zu dieser Toleranz nicht fähig sind. Ergo müssen wir im nächsten Jahr verhindern, dass diese Störenfriede aufs Rütli kommen.
Als Präsidentin der Rütlikommission sind Sie verantwortlich für die Bundesfeier auf dem Rütli. Werden Sie nun zurücktreten?
Stamm: Nein, solche Ereignisse bewirken bei mir das Gegenteil. Ich bin motiviert, einen Weg zu finden, wie wir die Rütlifeier wieder angemessen und für alle Beteiligten akzeptabel durchführen können.
Die Pnos (Partei National Orientierter Schweizer) distanziert sich auf ihrer Homepage von Rechtsradikalen, die auf dem Rütli mit verbotenen Emblemen darunter auch SS-Abzeichen und Frontisten-Fahnen aufgetreten sind. Nehmen Sie das den Pnos-Leuten ab?
Stamm: Nein. Die Rechtsextremen haben sich am Montag entblösst und ihr wahres Gedankengut gezeigt. In dem Sie Samuel Schmid ausgebuht und ausgepfiffen haben, als dieser dazu aufrief, sich von Antisemitismus und Rassismus zu distanzieren.