Zwei junge Rechte aus dem Glarnerland sprechen mit der «Südostschweiz am Sonntag» über ihre Sicht der Dinge. Rechte Gewalt wird ihrer Ansicht nach dramatisiert, linke Gewalt hingegen totgeschwiegen.
Von Stefan Tschudi
Schwarze Bomberjacken, sehr kurz geschnittene Haare, schwarze Pitbull-Shirts und Kampfstiefel. Das perfekte Klischee eines Rechtsextremen. Der junge Hans Meier* und sein Kollege Michael Keller* entsprechen diesem rein äusserlichen Klischee vollends. Sie selbst sehen sich aber nicht als rechtsextrem: «Wir sind patriotische Schweizer rechter Gesinnung. An erster Stelle steht bei uns die Schweiz und nichts anderes», meint Keller.
«So kann es nicht weitergehen»
Die beiden waren aber nicht immer rechts eingestellt. Während ihrer Schulzeit erlebten sie immer wieder die Konfrontation mit gewaltbereiten Ausländern. Die Schulleitung versagt aus ihrer Sicht, weil sie meist wegsieht. «Das hat mich schon beschäftigt», sagt Meier. «Ich wollte mich nicht ständig verstecken. Ich dachte mir je länger je mehr: So kann es einfach nicht weitergehen.» Die beiden beginnen sich mit Gleichgesinnten – oder besser gesagt mit solchen, die gleiche Erfahrungen gemacht haben – zu treffen. Vorerst im Dorf und in der näheren Umgebung.
«Wir wollen nicht bloss zusehen»
Langsam beginnen sie sich mit der rechten Szene und deren Kultur auseinanderzusetzen: «Wir sind nicht rechtsextrem. Wir wollen mit unserem Auftreten lediglich zeigen, dass wir Schweizer sind, die nicht tatenlos zusehen», erklärt Keller. Das würden schon zu viele tun. Schweigen oder nachgeben. «Wir müssen uns jedes Mal überlegen, wohin wir in den Ausgang gehen. Das ist doch verrückt! Als freier Schweizer sollte ich dorthin gehen können, wo ich will», regt sich Meier auf.
Keller pflichtet ihm bei: «Selbst wenn wir normale Kleider tragen würden, kämen wir in gewisse Beizen gar nicht rein, weil Ausländer sie besetzen und für sich allein beanspruchen.» Wenn ein Ausländer ein Problem habe, brauche er nur ein Telefonat zu machen. Dann kämen gleich einige Kollegen zur Hilfe.
Interessengruppe gegründet
Diese Solidarität wollen die beiden nun auch für Schweizer organisieren. Deshalb gründeten sie unlängst einen Verband. Quasi eine Interessengruppe mit dem Ziel, ihre Interessen öffentlich zu vertreten und über das «wahre Wesen» von Jugendlichen wie ihnen aufzuklären. «Ich rechne noch mit weiterem Zulauf. Die Jungen erleben an den Schulen heute das Gleiche wie wir damals», so Meier. Ausserdem sei ihre Einstellung überaus normal und vertretbar. «Wir sind stolz auf unser Land, verhalten uns anständig gegenüber älteren Menschen, schlagen keine Frauen, zerstören kein fremdes Eigentum und haben nur etwas gegen Ausländer, die sich nicht anpassen wollen», sagt Keller.
Seiner Meinung nach sind das vor allem Osteuropäer, deren Eltern den Krieg im Balkan miterlebten und die aber selbst in der Schweiz aufwachsen. Secondos vom Balkan also. Das einzig Extreme an ihnen sei ihre konsequente Bereitschaft, für ihre Überzeugung und ihr Land einzustehen. Dass es im Ausgang zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt, ist in ihren Augen nicht ihre Schuld: «Wir gehen nicht in den Ausgang, um uns zu prügeln», so Keller.
«Linke Gewalt totgeschwiegen»
Ihre Kleidung und ihr Auftreten ist für sie der Hauptgrund, warum sie verbal und körperlich angegriffen werden. «Heute verstecken wir uns einfach nicht mehr, wenn wir angegriffen werden, sondern wehren uns. Aber nie mit Hilfe von Waffen», erklärt Meier. Beide sehen die Gewalt als Kehrseite der Medaille. Aber es ist ihnen scheinbar lieber, mit Stolz zu kämpfen und vielleicht einzustecken, als unauffällig zu verschwinden.
Die Vorkommnisse im Volksgarten seien nicht in ihrem Interesse gewesen, erklärt Meier. Er wünscht sich ein besseres Bild der Rechten in den Köpfen der Bürger. «Die Linken haben die Juso als ihr Sprachrohr. Von denen wird jede linke Aktion schöngeredet. Und die ?Südostschweiz? schreibt es dann ab», meint Meier. Die Rechten würden von den Medien nur immer als gewaltbereite Rassisten abgestempelt. «Wir stellen keine Gefahr für die Schweiz oder für Glarus dar. Im Gegenteil. Wir werden einfach öffentlich unglaubwürdig gemacht», sagt Meier.
Seiner Ansicht nach stellt linke Gewalt ein grösseres Problem dar als rechte. Keller stimmt dem zu: «Die Linken machen es eigentlich noch geschickt. Sie haben Schläger, also Linksextreme aus dem Hinterland. Die schicken im Ernstfall die Frauen voraus, weil sie wissen, dass wir die nicht schlagen. Und die Juso ist für die politische Schönrederei zuständig.» Neben den Meldungen in Presse und Fernsehen würden Graffitis und Schmierereien von Linken noch zusätzlich gegen Rechte hetzen.
Linke haben es laut Meier viel einfacher, Veranstaltungen zu organisieren. Für sie sei es dagegen schier unmöglich, an die Öffentlichkeit zu treten. «Dieses Gespräch ist unsere erste Chance, öffentlich etwas zu sagen. Viele würden uns zustimmen, wenn sie unsere Stimme hören würden», meint Keller. Es sei ihr Recht, ihre Interessen durchzusetzen, sie würden nur von niemandem verstanden werden. «Die älteren Generationen haben einfach kein Verständnis für uns, weil sie nie die gleichen Probleme hatten wie wir», meint Meier.