Seit 2010 tritt in Genf die rechtsextreme Gruppe Genève Non Conforme (GNC) regelmässig in die Öffentlichkeit. Die Kleinst-Organisation, die nur etwa ein Dutzend AktivistInnen darunter auch ehemalige Redskins in ihren Reihen hat, gibt sich nationalrevolutionär, ihr Emblem trägt den Zusatz «frei – sozial – national».
Internationale Anbindung…
GNC orientiert sich stark an extrem rechten französischen und italienischen Organisationen, insbesondere an der subkulturellen Bewegung Casa Pound, die in Italien mit Hausbesetzungen und der militanten Studentenorganisation Blocco Studentesco für Aufsehen sorgt. Auch GNC versucht, eine kleine «Section étudiante», den Cercle Futur, aufzubauen – allerdings mit wenig Erfolg. Zudem lehnen sie sich mit ihren antikapitalistischen und antikommunistischen Parolen an die französische Bewegung «Troisième Voie» (Dritter Weg) von Serge Ayoub an. Mitglieder von Genève Non Conforme sind denn auch oft an internationalen Anlässen anzutreffen wie am 24.11.2012 in Rom an einer Kundgebung von Casa Pound, am 2.2.2013 in Paris an einer Kundgebung von Troisième Voie oder lediglich zwei Wochen später am «Forum de la nation» in Lyon, wo sich Neonazis aus halb Europa (DE, E, F, I) austauschten.
…und starke lokale Vernetzung
Auch in Genf ist eine enge Vernetzung mit anderen neonazistsichen Gruppen wie «Egalité et Réconciliation Suisse» und der nach dem Vorbild der Hammerskins organisierten, jedoch mittlerweile aufgelösten, Artam Brotherhood festzustellen. Die enge Vernetzung ergibt sich unter anderem durch Omar Orlandini, welcher sowohl GNC-Gründungsmitglied, als auch Sekretär von Egalité et Réconciliation ist und über gute Kontakte zur Artam Brotherhood verfügte. Letztere luden 2012 die Jeunesse Nationaliste (JN) aus Frankreich und den GNC zu mehreren Vernetzungstreffen ein, um die Zusammenarbeit zu stärken.
Mit Egalité et Réconciliation, dem Schweizer Ableger der gleichnamigen, französischen Gruppierung von Alain Soral, demonstrierten einige Mitglieder des GNC im Oktober 2012 bei der russich-orthodoxen Kirche in Genf gegen die «steigende Christianophobie». Zudem versuchten die beiden Organisationen mehrere Male, den französischen Rassisten Kémi Séba mit seinem Buch «La supra-negritude» in die Schweiz zu holen, was bislang durch antifaschistische Proteste verhindert werden konnte.
Rege Betriebsamkeit
All diese Vorfälle zeigen exemplarisch auf, dass die Mitglieder von GNC – nicht nur auf ihrer Website – eine erstaunliche Betriebsamkeit an den Tag legen. Die bisher grösste Veranstaltung fand am 25. Februar 2012 statt, als es ihnen gelang, über 300 Personen an einen Vortrag von Alain Soral im Genfer Hotel Crowne Plaza zu mobilisieren. Ansonsten bleiben ihre Veranstaltungen oft unbedeutend klein und vermögen maximal 30 – 50 Personen zu interessieren (bspw. zuletzt im Oktober 2013 als 30 Personen einen Vortrag des JN-Gründers Alexandre Gabriac besuchten). Doch es bleibt mitunter nicht immer bei den intellektuell angehauchten Anlässen – auch vor gewalttätigen Angriffen schrecken die GNC-Mitglieder nicht zurück: Im Juni 2013 wurde ein junger Antifaschist von einem GNC-Mitglied mitten auf der Strasse mit einem Teleskop-Schlagstock angegriffen. Was die gewalttätige Haltung und das extrem nationalistische Gedankengut von GNC bedeuten können, verdeutlicht zudem ein von ihnen am 17. Juni 2012 publizierter Flyer: Unter dem Titel «Rette die Schweiz – ziele richtig!» ist eine Figur mit jüdischer Kippa zu erkennen, die auf dem Bauch eine israelische Flagge trägt und in deren Stirn ein Armbrustpfeil steckt.