Europafreunde liessen sich nicht stören VON WERNER DE SCHEPPER YVERDON VD ? Kaum steht Europa auf Programm, gehts auf derExpo-Arteplage in Yverdon erstmals richtig heiss zu undher. Drinnen im Yverdôme kämpfenPolitiker, Akademiker und Künstler aus Ost- und Westeuropa mit Herzblut für einestarke Europäische Union, die die Kraft hat,den USA die Stirn zu bieten. Draussen vor den Toren der ArteplageYverdon liefern sich rund 30 junge,hitzköpfige Globalisierungsgegner ein wüstes Handgemenge mit demExpo-Sicherheitsdienst. Ihre Wut richtet sich gegenGianfranco Fini, italienischer Rechtspopulist undVizepremier in der Regierung Berlusconis.
Doch die Globalisierungsgegner sindzu spät aufgewacht: Als sie am Samstag umhalb zwölf in Yverdon eintreffen, ist FinisAuftritt im Yverdôme bereits Geschichte. Begleitet voneinigen harmlosen Buhrufen hat Fini mitstoischer Ruhe den Europa-Tag der Expo eröffnet. Dernach eigenen Angaben geläuterteNeo-Faschist und heutige EU-Befürworter redet mitEngelszungen: «Nationalismus an sich istgefährlich. Aber auch der Versuch, den Nationalismus vonoben herab auszumerzen.» Der deutsche Sozialdemokrat PeterGlotz, der mit Fini im EU-Verfassungs-Konvent sitzt,bringt die Kontroverse auf den Punkt: «Ichverstehe als Sozialdemokrat die Proteste gegenFini. Aber wenn er das tut, was er heute sagt,ist er ein Partner.» Und wofür er den Partnerbraucht, macht Glotz deutlich: «Wir wollenzusammen im Konvent eine europäischeMachtorganisation definieren. Dazu brauchen wir einen Staatenverbund.» Dass just die Schweiz in diesemföderativen EU-Gebilde keine Rolle spielen wird,war den 12 Rednern im Yverdôme meist nur eineFussnote wert. Oder wie es Jacques Attali,Ex-Berater des verstorbenen französischenPräsidenten François Mitterrand, formuliert: «Europa darfkein Klon Amerikas werden, sondern muss einAbbild der Schweiz werden ? ob mit oder ohne dieSchweiz.»