Ãœberfall am Bahnhof Liestal: Erstes Urteil gefallen

Basler Zeitung

Liestal. SDA/baz. Wegen Mittäterschaft am brutalen Skin-Überfall am Bahnhof Liestal von 2004 sind drei junge Frauen vom Baselbieter Strafgericht am Freitag zu 16 Monaten Gefängnis bedingt verurteilt worden. Sie hatten in ihren Autos die Schläger chauffiert.

Laut dem Gericht hätte ein «Nein» der drei die Tat verhindert. Sie hätten die Absicht ihrer betrunkenen aggressiven Freunde klar erkennen müssen. Jene Haupttäter stehen im Februar 2006 vor Gericht. Zudem liessen die heute 22- bis 26-jährigen Frauen echte Abkehr von den rechtsradikalen Gedanken hinter der Tat vermissen.

Nie zuvor war es im Kanton zu einer solch brutalen ausländerfeindlichen Gewalttat gekommen wie an jenem Aprilabend: 15 Vermummte tauchten mit Baseballschlägern, Eisenketten, Nagelkeulen und anderen Waffen am Bahnhof der Baselbieter Kantonshauptstadt auf und griffen Fahrgäste und Ladenkunden an.

Mehrere Personen wurden verletzt. Ein Opfer ist seither wegen Depressionen arbeitsunfähig. Der Überfall warf damals landesweit hohe Wellen. Die drei Angeklagten stellten sich zwei Monate nach der Tat selbst bei der Polizei. Eine sprach nun vor Gericht vom «grössten Scheiss, den ich machen konnte.»

Zufalls-Opfer

Hintergrund der Tat waren Konflikte von Rechtsradikalen mit Ausländergruppen in Liestal. Opfer waren aber zufällig Anwesende, weil die anvisierten Ausländer nicht da waren. Voraus gegangen waren Scharmützel, bei denen sich die Angeklagten und Freunde von Ausländern bedroht fühlten; die Polizei habe sie nicht geschützt.

Sie verstanden sich selbst damals als «Patrioten», aber nicht als Neonazis, sagte die 26-Jährige. Die Clique war für die 23- Jährige quasi eine Ersatzfamilie. Man habe zusammen gehalten auch bei privaten Problemen, etwa mit den Eltern – vielleicht hätten Ältere sie so auch etwas ausgenützt, sagte die 22-Jährige.

Das Gericht schickt alle drei auch in eine Psychotherapie. Sie sollen sich mit ihrer Rolle und Verantwortung endlich auseinander setzen. Nur mit sehr viel Glück sei niemand noch schwerer verletzt oder gar getötet worden, sagte die Gerichtspräsidentin. Die Bewährung wurde auf drei Jahre verlängert.