«Ausschreitungen nach der Solätte»
«Bund» vom 28. Juni
Anscheinend hat Burgdorf in letzter Zeit ein Problem bekommen, das wieder mal nur die Jungen erkennen. Auswärtige Skinheads bzw. Neonazisverprügelten junge Burgdorfer. Dies ist schon genug erschreckend. Die Burgdorfer Behörden stellen in solchen Fällen ihre Unfähigkeit unter Beweis undsich gegenüber Warnungen von Jugendlichen taub! Vielleicht sollten sich die Schönredner und Weichzeichner mal endlich den Problemen stellen, die dieBurgdorfer Jugend als solche ansieht.
Zu den Fakten: Um ca. 22.30 Uhr sah es an der Brüder-Schnell-Terrasse ziemlich brenzlig aus. Etwa 20 Skinheads bedrängten andere Jugendliche. EinigeJugendliche gingen ins Revier der Burgdorfer Stadtpolizei, um Meldung zu erstatten. Laut dem anwesenden Polizisten waren schon einige Meldungen zumEreignis eingegangen. Vor Mitternacht gab es dann eine Schlägerei zwischen Neonazis und anderen Jugendlichen – am selben Ort, wo sich die Skinsvorher aufgehalten hatten.
Die Polizei hatte also keinen Finger gerührt und die Warnungen ignoriert. Was denn sonst. Nach dem Vorfall aber schwangen sie mit Burgdorfer Wappengestempelte und mit wichtigen Wasserzeichen verzierte Papiere, um dem Akt der Bürokraten gerecht zu werden.
Jeder Burgdorfer Schüler wird pünktlich am 1. Mai von den Beamten wegen der neuen Velonummer penetriert. Da erscheinen die Polizisten immer miteinem riesigen Aufgebot. Doch nicht in dieser Nacht! Polizeieinsatz in Burgdorf gibt es also immer nur, um das Taschengeld zu kürzen und dieJugendlichen zu nerven, aber niemals zum Schutz!
Ich finde es ein Armutszeugnis, dass die Leitung einer eigentlich so schönen und idyllischen Stadt solche Politik betreibt. Ich hoffe zutiefst, dass dieseStadt doch noch den Rank findet zu einer jugendfreundlichen Region. Ganz im Sinne von Hans Saaner, dem Mitwirkenden am Burgdorfer Richtplan, mitseiner wundervollen Idee einer jugendfreundlichen Stadt mit einer Kulturwerkstatt. Doch erst muss der Burgdorfer das in seinen Kopf kriegen. Und daskann lange dauern!
Autor: Name der Redaktion bekannt
Rechtsradikalismus in Münchenbuchsee
«Bund» vom 24. Juni
Wer sich (wie ich) in der Nacht zum 18. Juni im Dorfkern von Münchenbuchsee befand, ahnte plötzlich für eine lange halbe Stunde, wie es in einerdeutschen Stadt vor 60 Jahren ausgesehen haben könnte. Ich – und viele andere Zeugen – waren entsetzt darüber, wie viel Brutalität und Gewaltbereitschaftvon den 30 bis 40 Männern ausging, die hier, «Heil Hitler» skandierend, durch die Strassen rannten. Glücklicherweise kam es zu keiner Eskalation, dasehr bald die Polizei auftauchte und die Gruppe sich wohlorganisiert (!) versprengte.
Immer wieder hörte ich in den letzten Monaten, dass Jugendliche in Münchenbuchsee von anderen Jugendlichen, welche der rechtsradikalen Organisationangehören, gemobbt, bedroht, angegriffen und verprügelt werden. Ich kenne persönlich einige 14- bis 18-Jährige, die sich kaum mehr aus dem Haustrauen. Sie werden beispielsweise beim friedlichen Bräteln im Wald aufgespürt und zusammengeschlagen. Unter ihnen geht die Angst um, und das inunserem Dorf! Das darf nicht sein!
Diese Gewalt ist zu stoppen, und zwar rigoros und konsequent! Rechtsradikale Gruppen dürfen sich (wie alle gewalttätigen Gruppen) nicht frei fühlen undungeahndet ihren boshaften Streichen nachgehen können. Sie dürfen nicht ungestraft rassistische Sprüche skandieren, Ausländerhetze betreiben, Leutebedrohen, geschweige denn gewalttätig sein. Gewalt darf höchstens der Staat ausüben, und auch nur in engen Grenzen, rechtlich gestützt und nach demVerhältnismässigkeitsprinzip.
Toleriert er sie (und der Staat sind wir!), aus Angst oder Desinteresse, gerät sie ausser Kontrolle . . . der Beginn der gefürchteten Gewaltspirale! DieBehörden müssen das Problem ernst nehmen. Niemand darf es aus Imagegründen verschweigen und verleugnen! Nur wenn das Gewaltproblem gelöst istund alle sich wieder frei bewegen können, ist ein gutes Image überhaupt wieder hergestellt! Die Neonazi-Organisation (in der ganzen Schweiz) muss vonPolizeikräften infiltriert, identifiziert, aus der Anonymität geholt und gesprengt werden. Wehret den Anfängen. Ein «Hätte man doch» ist fatal, dieGeschichte hat es gezeigt.
Autor: Name der Redaktion bekannt