Die Schweizer Blogger-Szene feiert im Technopark. Dabei war gestern auch ein Blogger aus dem Bundesrat.
Von Werner Schüepp
Zürich. – Sein Auftritt vor der Blog-Gemeinschaft bereite ihm Lampenfieber, schrieb Bundesrat Leuenberger auf moritzleuenberger.blueblog.ch: «Ich kann mir die Blog-Gemeinde nicht vorstellen, und wenn ich es doch versuche, so fürchte ich, mir auch da ein völlig falsches Bild zu machen.» Der Bundesrat fand sich auf dem unbekannten Terrain aber schnell zurecht und gleich zu Beginn das Wohlwollen der Blogosphäre. Leuenberger bekannte, er sei hier, um zu lernen: «Ich bin amtsältester Bundesrat, aber als Blogger ein Neuling.» Er beschäftigt sich mit dem Erscheinungsbild seines Internetauftritts – beispielsweise der Frage, wo die Kommentare platziert werden sollen. Das Technische macht das Departement.
«Ein gewisses Unbehagen»
Zum Bloggen hat ihn ein nach Frankreich ausgewanderter Freund gebracht. Was er schätzt, ist die Freiheit bei der Themenwahl und beim Umfang. Wenn er ein Interview gibt, legt der Journalist die Schwerpunkte fest. Bei seinem Blog hat er das letzte Wort. Spannend findet der bloggende Bundesrat die Kommentarfunktion, die einen direkten Dialog mit den Lesern ermöglicht. Leuenberger erklärte mit einem «gewissen Unbehagen», dass sich bei den Kommentaren das Löschen von Beiträgen, beispielsweise aus rechtsextremen Kreisen, nicht vermeiden liesse, und er bedauerte, dass viele Kommentatoren ihre Meinung nur anonym abgeben würden.
Auf die Frage aus dem Publikum, welcher Bundesrat denn als Nächstes einen eigenen Auftritt starten würde, nannte Leuenberger keine Namen. «Ich kann mir aber vorstellen, dass die ?Arena?-Tauglichkeit durch die Blog-Tauglichkeit abgelöst wird.» Das Bloggen empfiehlt Leuenberger gerne weiter. Das breite Meinungsspektrum im Dialog mit den Lesern sei die Sache wert. Rund 3000 Besucher hat moritzleuenberger.blueblog.ch. Seine Beiträge verfasst Leuenberger normalerweise im Zug zwischen Zürich und Bern.