Im Gewerbegebiet in Rorbas sollen sich Neonazis treffen und martialische Parolen brüllen. Den Klagen betroffener Anwohner geht nun die Polizei nach.
Von Daniel Schurter
Rorbas. – Die beiden Fussgänger waren spät abends in Rorbas auf dem Heimweg, als es passierte. Kurt Müller* und sein Kollege Markus Vogt* wollten eine Abkürzung durchs Gewerbegebiet Nauen nehmen, da hörten sie laute Musik und Gebrüll. Als sie um die nächste Ecke bogen, sahen sie bei einem Gebäude eine Gruppe junger Männer stehen. «Die meisten hatten kahl geschorene Köpfe und waren offensichtlich alkoholisiert», sagt Müller. Er habe dann zwar nicht alles verstehen können, was in den Nachthimmel geschrieen wurde. Dafür sei die Parole, die sich jeweils dem Gegröle anschloss, nicht zu überhören gewesen: «Sieg Heil!»
«Aus sicherer Distanz» mitgehört
Sie hätten sofort gestoppt und das Geschehen «aus sicherer Distanz» mitverfolgt, sagt Müller. Um die 25 Personen seien auf dem stillgelegten Tennisplatz und der angrenzenden Strasse gestanden und hätten rassistische Parolen gerufen. Immer wieder sei von den Versammelten auch der Hitlergruss skandiert worden. «Es herrschte eine sehr angeheizte Stimmung», sagt Müller. Darum habe er sich mit seinem Begleiter entschieden, umzukehren und einen anderen Heimweg zu nehmen. «Wir wollten nicht um 1 Uhr nachts an betrunkenen und allenfalls gewaltbereiten Neonazis vorbeigehen.»
Seit diesem Frühjahr komme es im ehemaligen Vereinslokal des aufgelösten Tennisklubs immer wieder zu Saufgelagen von Neonazis, behaupten Müller und Vogt gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Sie hätten des Öfteren solche Szenen beobachtet, vor allem an Wochenenden sei viel los, dann seien auch Kampfhunde da. Seit dem 1. August habe das Treiben aber ein unerträgliches Ausmass erreicht. Betroffen sei nicht nur das Privatgrundstück, sondern auch die öffentliche Strasse.
Das grösste Problem dabei sei die eingeschränkte Freiheit der Anwohner und Passanten, die sich fürchteten, heisst es in einem Schreiben, das dem «Tages-Anzeiger» vorliegt. «Wir sind nicht mehr bereit, dies hinzunehmen, und haben Anfang Woche die Besitzerin des Lokals aufgerufen, den Mietvertrag fristlos zu kündigen.»
Gemeinde bestätigt Klagen
Bei der Gemeindeverwaltung Rorbas wird bestätigt, dass sich Anwohner wegen des Treibens rund um das Vereinslokal beschwert haben. Die Gemeinde stehe deshalb mit der Kantonspolizei in Kontakt, sagt Gemeindeschreiberin Barbara Roulet. Die Hinweise aus der Bevölkerung lägen einige Zeit zurück, in den vergangenen Wochen seien keine neuen Beschwerden eingegangen. Ihr sei nicht bekannt, dass seit dem 1. August eine grössere Gruppe Neonazis auf dem Areal gefeiert habe.
Die Eigentümerin der Liegenschaft wohnt selber nicht im Dorf. Sie wollte gestern keine Stellung nehmen zur Frage, ob sich im ehemaligen Tennisklubhaus Neonazis eingemietet haben. Sie sei aus allen Wolken gefallen, als sie am Dienstag ein anonymes Schreiben erhalten habe. Dieses sei über Umwege zu ihr gelangt, weil die Verfasser zunächst angenommen hatten, dass eine Namensvetterin von ihr die Eigentümerin sei. Als Vermieterin müsse sie nun abklären, ob die Vorwürfe stimmen. Von benachbarten Mietern seien bislang keine Reklamationen eingegangen.
Kantonspolizeisprecher Martin Sorg verweist auf die laufenden Abklärungen. Der Club sei der Polizei nicht als Treff für Neonazis oder Rechtsextreme bekannt.