Gemeindewahlen Was die Parteipräsidenten der SVP, SP und EVP zur Pnos-Kandidatur sagen
Der Imageschaden war für Langenthal beträchtlich, sagen die Präsidenten von drei der vier grössten Langenthaler Parteien zu vier Jahren Pnos im Stadtrat. Nun schickt die Partei National Orientierter Schweizer wieder einen Kandidaten ins Rennen um einen Stadtratssitz. Die Präsidenten setzen auf die Vernunft des Wahlvolkes.
Was viele städtische Politiker und viele ihrer Anhänger befürchteten, tritt definitiv ein. Die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) hat für die Stadtratswahlen vom 26. Oktober eine Liste mit dem Kandidaten Timotheus Winzenried eingereicht. Grosse Chancen geben die Präsidenten der SP, EVP, und SVP dem 21-Jährigen allerdings nicht: «Er ist mir nicht bekannt, und offenbar auch vielen anderen Personen in der Stadt nicht. Das schmälert seine Wahlchancen», sagt beispielsweise Nathalie Scheibli, Stadträtin und Präsidentin der Sozialdemokraten Langenthal. Er sei gewiss kein Top-Shot, obwohl er eine politisch unverbrauchte Person sei, sagt EVP-Präsident Daniel Steiner, auch er Mitglied des Stadtrates. SVP-Präsident Roland Christen kommentiert die Pnos-Kandidatur simpel: «Es war anzunehmen, dass sie nach Tobias Hirschis Rücktritt wieder zu den Wahlen antreten werden.» FDP-Präsident Rudolf Lanz war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Protestwähler sollen Alternativen finden
Christen lässt sich durch die Pnos auch im Wahlherbst nicht verrückt machen. «Ich hoffe auf die Vernunft des Wahlvolkes, sodass die Pnos nur wenige Anhänger in Langenthal finden wird. Etwas gegen die Kandidatur tun können wir ohnehin nicht», sagt der SVP-Stadtrat. Auch Daniel Steiner hofft, keine Wiederholung von 2004 zu erleben, als Tobias Hirschi zur Überraschung aller mit immerhin 415 Stimmen gewählt wurde. Er vertraue darauf, dass die Protestwähler, die vor vier Jahren für Hirschi gestimmt hätten, diesmal eine Alternative fänden, so Steiner. Scheibli ist der Meinung, dass Winzenried nicht gewählt werde, obwohl es nicht weniger «Rechte» Wähler gebe. «Es treten neue Parteien zu den Wahlen an, somit werden sich die Stimmen mehr verteilen. Deshalb wird die Chance der Pnos kleiner sein als 2004», ist Scheibli überzeugt. «Einige Parteien treten zudem mit vollen Listen an, was vor vier Jahren nicht bei allen der Fall war. Damit sinken seine Chancen, da Kandidaten gestrichen werden müssten, um ihn auf andere Listen zu setzen.»
Bei erneuter Wahl weiterhin isolieren
Den Einfluss der Pnos beziehungsweise Hirschis im Stadtrat erachten die Parteien unisono als verschwindend klein. «Hirschi ist im Parlament nicht in Erscheinung getreten», sagt etwa der EVP-Präsident. Er sei weder positiv noch negativ aufgefallen, formuliert es Christen und ergänzt: «Er hat schlicht nichts zur parlamentarischen Arbeit beigetragen.» Er sei im Stadtrat fast inexistent gewesen, so Scheibli. «Er hat keinen seiner Vorstösse durchgebracht.» Steiner und Christen sind sich einig, dass Hirschi Langenthal nichts gebracht habe – ausser einem Imageschaden. «Vor allem in der Zeit unmittelbar nach den letzten Wahlen.»
Mit grossem Bedauern würden die Parteipräsidenten eine erneute Wahl der Pnos ins Parlament zur Kenntnis nehmen. «Es wäre ein äusserst schlechtes Signal nach aussen», sagt Steiner. «Doch unter dem Strich würde sich nichts ändern. Die übrigen Parteien würden Winzenried weiterhin isolieren und ihm so jeglichen Einfluss verunmöglichen. «Es wäre des Volkes Wille», beurteilt Scheibli einen allfälligen Wiedereinzug der Pnos in den Stadtrat. «Es wäre aber kein gutes Zeichen nach aussen», kommentiert sie den Fall der Fälle. Allerdings ist sie auch der Meinung, dass Randparteien kommen und gehen. Und so werde es auch mit der Pnos sein.
Pnos mit neuem Kandidaten
Die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) tritt mit einem neuen Kandidaten zu den Stadtratswahlen am 26. Oktober an. Tobias Hirschi kandidiert nicht mehr, führ ihn stellt sich der 21-jährige Timotheus Winzenried zur Wahl. Er ist von Beruf Chemikant und absolviert zurzeit die Berufsmatura. Später will Winzenried Recht studieren, wie der Homepage der Partei zu entnehmen ist. Tobias Hirschi wurde vor vier Jahren überraschend in den Stadtrat gewählt – als erster Pnos-Politiker schweizweit nahm er damit in einem Gemeindegremium Einsitz. Der 24-Jährige finde aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr, das Amt zuverlässig auszuüben, schreibt die Partei auf ihrer Internetseite. Hirschi spiele zudem mit dem Gedanken, im nächsten Jahr von Langenthal wegzuziehen, weshalb es nicht fair wäre, ihn antreten und dann Winzenried nachrutschen zu lassen, so die Meinung der Pnos, die sich damit schon siegessicher zeigt.