«Nun sollen Taten folgen»
Zur Solätte-Nacht, BZ vom 28., 29 und 30. Juni
Als mich am Samstag ein Kollege aus Burgdorf anrief und erzählte, wie die Solennität so ist, wollte ich unbedingt hingehen. Alles hatte ich mit dem Chef abgeklärt, und es standeinem schönen Fest nichts mehr im Wege. Ein bisschen wusste ich bereits, was mich erwarten würde, aber dass es dann so viele Enttäuschungen gab, damit hatte ich nicht gerechnet.Zuerst gab es einige Schüler, welche einfach mit Jeans an den Umzug kamen, was doch nicht der Tradition entspricht oder? Und genau sogehen Traditionen verloren.
Dann kam das Schlimmste des ganzen Tages: der Abend. Alle waren in guter Stimmung, bis plötzlich ein paar Rechtsextreme auftauchten. Zum Glück war ich nicht voll drin; ichmusste von der Ferne her zuschauen, wie sie sinnlos auf Leute einhauten und sogar mit Messern auf sie losgingen. Im Nachhinein erfuhr ich sogar, dass ein paar Leute bereits zehnMinuten vor der Schlägerei der Polizei angerufen hätten. Doch während der Keilerei sah ich kein einziges Mal einen Polizisten. Da frage ich mich langsam: Die Polizei, dein Freundund Helfer?
Tja, ich werde mir nächstes Jahr zweimal überlegen, ob ich noch an die Solennität nach Burgdorf kommen soll…
PASCAL SCHNEIDER, Bern
Wahrscheinlich verändert sich die Sichtweise auf die Ereignisse am Solätte-Abend auf der Brüder-Schnell-Terrasse, wenn man, wie ich, wie gelähmt zusehen musste, dass mindestensdrei Personen auf eine vierte am Boden liegende Person eingeschlagen und getreten haben. Dank einigen mutigen Erwachsenen konnte die Gewalt unterbrochen werden. Die Täter, eswaren mindestens 15 ziemlich uniform aussehende junge Männer, schienen ihre Flucht geplant zu haben. Zurück blieben schockierte und ängstliche Jugendliche und viele hilfloseErwachsene. Ich habe schlecht geschlafen in dieser Nacht.
Polizeichefin Rosmarie Kieliger weiss nach eigenen Angaben zwar kaum Fakten, spricht aber vom Aufeinandertreffen von verfeindeten Gruppen. Aus meinen unvollständigenInformationen ergibt sich das Bild eines geplanten Überfalls einer bestimmten Gruppe, mit Vorbereitung, Wahl des Orts und des Zeitpunkts.
Mir scheint nach alledem wichtig, aus diesen Ereignissen etwas zu lernen. Es kann nicht genügen, dass der Gemeinderat mit der Polizei allein nach Lösungen sucht und eventuell beimVerbieten landet. Ich möchte den Worten Taten folgen lassen und bin gerne bereit, an weiteren Schritten mitzuarbeiten, als Vater und als Einwohner von Burgdorf.FRANZKÄSER, Burgdorf
Die Stadtpolizei hat in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei während der ganzen Solätte sicherheitspolizeiliche Dienste verrichtet. Dies geschah im personell möglichen Rahmen,am Abend mit drei Doppelpatrouillen, welche nicht nur für die Oberstadt zuständig waren, sondern auch für weitere Vorkommnisse, die sich ereigneten.
Meldungen, welche bereits Tage vor der Solennität kursierten, wurden von der Polizei mit grösster Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen. Entsprechend wurde ein Dispositivbereitgestellt. Am späten Abend begannen sich gewisse Festbesucher in der Oberstadt auf unangenehme Art bemerkbar zu machen, was unzählige Anrufe bei der Einsatzzentrale Bernzur Folge hatte. Trotz jeweils sofortiger Intervention durch die Polizei bei den angeblichen Schauplätzen konnten keine Straftatbestände festgestellt werden.
Die Vermutung, dass es sich bei den Auseinandersetzungen um das Rivalisieren verschiedener Gruppierungen handelt, scheint nicht ganz unbegründet. Leider werden Feste immerhäufiger von Aktionsgruppen als Plattform für Auseinandersetzungen missbraucht.Die Polizei wird mit dem Gemeinderat und weiteren interessierten Kreisen Massnahmen prüfen, um solchen Auswüchsen wirkungsvoll zu begegnen.ROMY KIELIGER, Polizeichefin Burgdorf