Opfer trug Hitlerbild im Portemonnaie – Polizei geht von einer Abrechnung unter Rechtsextremen aus
VON CLAUDIA BANZ UND ANDREAS WINDLINGER
Interlaken – Im Bödeli zwischen Thuner- und Brienzersee sind vier Schweizer im Alter zwischen 17 und 22 Jahren verhaftet worden. Sie werden verdächtigt, den 19-jährigen Marcel von Allmen brutal misshandelt und anschliessend ermordet zu haben.
Nach Angaben der Berner Kantonspolizei stammt zumindest ein Teil der Verhafteten aus dem rechtsextremen Milieu und aus dem Bekanntenkreis des Opfers. «Bei einem der vier wurde rechtsextremes Material gefunden», erklärte ein Polizeisprecher gestern gegenüber der SonntagsZeitung. Um was für Gegenstände es sich handelt, wollte er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Die genaue Todesursache stehe noch nicht fest, hiess es gestern in der Mitteilung der Polizei. Die laufende rechtsmedizinische Untersuchung hat ergeben, dass das Opfer brutal misshandelt und bei den Beatushöhlen aus 80 Meter Höhe in den Thunersee geworfen worden war. Marcels Leiche konnte am letzten Donnerstag aus dem Thunersee aus sechs Meter Tiefe geborgen werden. Unklar sind die genauen Umstände und Hintergründe der Tat sowie das Motiv. Man müsse unterscheiden zwischen Tat und Milieu, sagte der Sprecher der Polizei. Man gehe von einer Abrechnung aus, die eher persönlich als politisch motiviert war. Fest steht, dass der Sanitärinstallateurlehrling seit dem letzten Sommer Kontakte zur rechtsextremen Szene hatte. Seither trug er die Haare kurz geschoren, hatte ein Hitlerbild im Portemonnaie und legte sich mit Ausländern an. In letzter Zeit habe er Probleme mit den Neonazis gehabt, erzählt eine Vertraute, weil er zu viel herumgeredet habe.
Die Polizei weiss von 160 «Personen mit rechtsextremistischem Gedankengut» im Kanton Bern. Im Gegensatz zu Burgdorf oder der Region Bern seien aber auf dem Bödeli bisher «keine Ansätze zu einer eigentlichen Szenebildung» festgestellt worden. Doch in Unterseen weiss man von einer Szene: Eine Gruppe Rechtsextremer treffe sich in einer Wohnung in Interlaken, heisst es im Dorf. Von Allmen, Vöni genannt, spielte bei den Elite-Junioren des Unihockeyklubs «Oberland 84 Interlaken». Laut Marcels Trainer stammen die Verhafteten nicht aus der Mannschaft. Zum letzten Mal gesehen wurde Marcel von Allmen am Samstag, 27. Januar. Um 22.30 Uhr verabschiedete er sich von seiner Freundin in Interlaken, weil er in Unterseen noch jemanden treffen müsse.