Einzige Frau in der Führung der rechtsextremen Partei national orientierter Schweizer, PNOS
Denise Friederich ist die einzige Führerin in der Partei national orientierter Schweizer. Dass ihre Organisation Ziele anstrebt, die schon die NSDAP verfolgte, sei ja «nur theoretisch». Praktisch müsse das «entartete» System aber schon bekämpft werden
Weder Springerstiefel noch Reenie-Look, sondern adrettes Make-up, langes Haar: Sie sehen nicht aus, wie man sich eine Frau der extremen Rechten vorstellt.
Ich bin auch mal so herumgelaufen. Aber in unserer Partei tut das niemand mehr.
Wie kamen Sie zur Partei?
Ins Umfeld durch Freunde und Kollegen. Zur Partei kam ich von alleine, ich kannte dort niemanden. Als Tochter einer geschiedenen und alleinerziehenden Mutter interessierte mich in erster Linie das Thema Familienunterstützung durch den Staat.
Frauen kommen meistens über ihren Freund in diese Szene.
Ich jedenfalls nicht. Mein Freund ist zwar Parteimitglied, aber nicht aktiv. Ich bin die einzige Frau in der Parteileitung. Die meisten Mitglieder sind Männer, doch der Anteil der Frauen steigt. Ich vertrete vor allem soziale Anliegen.
Auf dem Rütli sah man viele Frauen. Um ihre prügelnden Männer zu verarzten?
Keineswegs. Die meisten kommen von sich aus, weil sie sich mit unseren Ideen anfreunden und sich Gedanken über die Schweiz machen.
Aus Ihrem Parteiprogramm: «Unser Nahziel muss es sein, die schlimmsten Auswirkungen des gegenwärtigen entarteten Systems zu bekämpfen.» Was heisst das?
Die Parteien behandeln unsere heutigen Probleme nur oberflächlich. Die Leute wählen nicht mehr die Parteien der Mitte, sondern die extremen: SP oder SVP. Sie sind nicht mehr zufrieden. Wir haben ein entartetes System, das nicht mehr den Weg des Volkes geht und die Probleme nicht löst.
«Entartet», «gesunder Volksstaat»: Das ist Nazi-Vokabular. Ihr 20-Punkte-Programm ist dem 25-Punkte-Programm der NSDAP nachempfunden.
Die PNOS gibt zu, dass es zwischen unserem Parteiprogramm und demjenigen der NSDAP Überschneidungen gibt. Diese sind aber rein theoretischer Natur. Das Dritte Reich war in seiner Agitation völkerfeindlich und imperialistisch. Das verurteile ich aufs schärfste.
Was halten Sie vom Nationalsozialismus?
Ich setzte mich nicht grundsätzlich damit auseinander, doch ich hab’s zur Kenntnis genommen. Aber ich sehe vor allem die heutigen Probleme. Was Hitler früher gemacht hat, ist mir eigentlich egal. Es ist Geschichte. Unsere Partei schaut nach vorne, nicht in die Vergangenheit. Wir nehmen daraus nur das Gute, heute noch Vertretbare. “‘
Ein anderer Programmpunkt der PNOS: Die Medien sollen allesamt vom Staat kontrolliert werden.
Die «Schmuddelblätter», die nur Empörung verbreiten und nicht sachlich berichten, sollen aus dem Verkehr gezogen werden. Denn die Medien müssen über alles neutral berichten. Die meisten Medien sind linksgerichtet.
Wie ginge das genau vor sich? Würden die Medien verstaatlicht, oder sitzt ein Aufpasser in jeder Redaktion?
Eine gewisse Kontrolle bräuchte es sicher, sonst würde es wieder entarten. Wie das umgesetzt wird, ist ein Detail, das noch erarbeitet werden müsste.
Noch eine Forderung: «Pflege des Liedgutes, werkgetreue Opern- und Theateraufführungen.»
Ich denke, dass damit die Kultur gemeint ist. Die Volkslieder pflegen, die einheimische Kultur allgemein. Früher hat man in der Schule viel mehr alte Volkslieder gesungen. Nicht einmal die Nationalhymne lernt man heute in der Schule.
Was verstehen Sie unter «werkgetreu»?
Ein Beispiel: das Tellspiel an der Expo. Es wurde absolut ungetreu nachgespielt. Alles müsste richtig dargestellt sein.
Können Sie viele Volkslieder auswendig?
Ja, einige. Ich habe auch ein Liederbuch zu Hause.
Welches ist Ihnen das liebste?
Die alte Nationalhymne: «Rufst du, mein Vaterland».
In die Oper gehen Sie auch ab und zu?
So würde ich es nicht sagen. Aber ich war schon ein paar Mal im Theater.
Welche Politiker in der Schweiz schätzen Sie?
Ich würde von keinem sagen: Das ist ein guter Cheib.
Was halten Sie von den Linken?
Es gibt Punkte, in denen wir mit ihnen übereinstimmen. Wir sind nämlich auch ein bisschen grün, wollen zum Beispiel, dass unsere Schweiz schön und sauber bleibt. Bei der Gentech-Abstimmung waren wir auf der gleichen Seite wie die SP. Ich habe nicht mehr gegen die SP als gegen die SVP.
Wie sähe eine Schweiz nach Ihrem Willen aus?
Die Volkszugehörigkeit würde wieder mehr gelebt. Der Vaterlandsstolz wäre ausgeprägter. Man ginge wieder mit Freude in den Militärdienst und würde sich sagen: Das mache ich mit sehr grossem Stolz für mein Land. Zudem sollte in den Schulen viel mehr Schweizer Geschichte gelehrt werden. Das müsste das Kernthema der Geschichte sein. Und die Familien müssten stärker unterstützt werden. Heutzutage arbeiten oft beide Elternteile, es ist nicht mehr möglich, dass die Frau zu Hause bleiben kann. Die Kinder müssen sie in die Krippe geben. Würden die Familien mehr unterstützt, stiege auch die Geburtenrate.
Der Staat würde allen Familien etwas Geld geben?
Das nicht gerade. Aber ab dem dritten Kind. Je mehr Kinder jemand hat, desto mehr wird die Familie gefördert. So würde man dem Volk sagen: Wenn ihr etwas für euer Land tut, werdet ihr auch belohnt.
Die Frau bliebe dann zu Hause.
Das liegt in der Natur der Frau. Das ist vorgegeben, nicht veränderbar. Dafür ist eine Frau auf der Welt. Andrerseits bin ich für gleiche Löhne für Mann und Frau. Eine gewisse Gleichberechtigung finde ich absolut in Ordnung, das muss in der heutigen Zeit sein.
Dass sich Frauen politisch betätigen: Ist das für Sie tolerierbar?
Ja, aber viele vertreten falsche Ansichten. Viele sind emanzipiert, und das schadet uns nur. Man muss es nicht übertreiben und fordern, die Frauen müssten an die Macht. Das kommt nicht gut. Ich bin zwar selber in der Politik, aber ich werde sicher einmal Kinder und Familie haben.
Was halten Sie von Feministinnen?
Nicht viel. Gewiss, Frauen sollen ihre Rechte haben, sie haben auch ihre Vorzüge. Aber sie sollen nicht in Männerberufen tätig sein. Warum denn? Wenn es doch Berufe gibt, in denen sie besser sind. Kreative Berufe im grafischen Gewerbe zum Beispiel oder Haushaltlehrerinnen oder Kindergärtnerinnen.
Ohne Feministinnen gäbe es kein Frauenstimmrecht. Oder braucht’s das nicht?
Doch. Ein gewisses Engagement der Frauen ist gut, auch in der Politik.
Gäbe es in Ihrer Schweiz Integrationskurse für Ausländer?
Sofern sie sich integrieren lassen, schon. Aber es gibt Leute, die lassen sich nicht integrieren aufgrund ihrer Herkunft und Religion. Sie sind uns absolut kulturfremd. Andere, wie die Italiener, passen sich an und lassen sich integrieren.
Muslime eher weniger?
Das ist gar nicht möglich.
Soll man sie gar nicht erst hereinlassen?
Wenn in ihrem Land Krieg herrscht, würden wir sie aufnehmen. Aber nur als Gäste, sie können auch arbeiten. Aber sie können sicher nicht Schweizer Staatsbürger werden und ewig bleiben. Unsere Kultur darf nicht angegriffen und beschädigt werden. Auch nicht durch die Sprache. Heutzutage können ja viele schon gar nicht mehr richtig Deutsch oder nehmen andere Sprachen an.
Moscheen und Synagogen soll es weiterhin geben?
Nein. Andersgläubige Menschen können von mir aus ihren Glauben hier leben, aber dafür müssen wir ihnen nicht noch die Grundbasis bieten, um ihre Religionen unter die Leute zu bringen.
Könnten Sie sich vorstellen, mit einem Schwarzafrikaner liiert zu sein?
Überhaupt nicht. Der Kulturunterschied ist zu gross.
Sie möchten einen Schweizer.
Auf alle Fälle.
Etwas anderes kommt nicht in Frage?
Na ja, wenn ich mich vielleicht in einen Deutschen, einen Franzosen oder Italiener verlieben würde. Sicher aber nicht in jemanden mit einer völlig anderen Kultur.
Was bedeutet für Sie das Vaterland?
Wir sind hier mit unserer Geschichte aufgewachsen. Das wird sich nie verändern. Wenn man Schweizer ist, ist man immer Schweizer. Die Wurzeln und die Vorfahren sind hier. Das kann einem nie jemand nehmen. Das gibt Halt, das ist Heimat.
Und warum muss man darauf stolz sein? Jeder kommt irgendwoher.
Natürlich, es gibt auch Ausländer, die auf ihr Land stolz sind. Darum sollen sie ja auch wieder in das Land zurück, auf das sie stolz sind.
War es richtig, wie sich die Rechtsextremen auf dem Rütli verhalten haben?
Nein. Unsere Partei verliess das Rütli vorzeitig. Nach zehn Minuten ging mir der Laden runter. Ich wollte zu niemandem dort gehören. Beide Seiten machten Fehler. Mit einer Rede wie der von Bundesrat Schmid geht man einfach nicht an einen solch heiligen Ort in unserer schönen Schweiz. Und man nennt unser Land nicht ein Land der Integration. Doch die Reaktion der Leute war ebenfalls falsch. Ein gegenseitiges Provozieren.
Bundesrat Blocher liess verlauten, die Aufmerksamkeit für die rechtsextremen Rütli-Besucher sei stark übertrieben.
Ich halte nicht viel von dem, was Blocher sagt. Er steht nicht mehr hinter seiner Partei. Bei der Personenfreizügigkeit übernahm er die Meinung des Gesamtbundesrats. Er steht nicht mehr gerade zu seiner Sache. Grundsätzlich hätte er nicht so schlechte Meinungen. Aber er setzt sie nicht um. Er ist gegen den Ausländerzuzug und hat in seiner Firma gleichzeitig fast nur Ausländer angestellt. Theorie und Praxis stimmen nicht überein. Drum kann ich einen solchen Menschen nicht ernst nehmen. Uns stehen die Schweizer Demokraten ohnehin näher als die SVP.
Welches Verhältnis haben Sie zur Skinhead-Szene?
Ich habe Kollegen dort. Die sehen übrigens nicht mehr aus wie früher; die meisten haben lange Haare und tragen Turnschuhe. Wir streiten nicht ab, dass wir mit diesem Umfeld verkehren, denn das sind unsere potenziellen Wähler, und sie haben uns immer unterstützt.
Eure Kampftruppe also?
Nein. Sie vertreten dasselbe wie wir, aber nicht auf dem politischen Weg.
Viele Ihrer Mitglieder wurden wegen Rassendiskriminierung verurteilt. Gilt das Gesetz für Sie nicht?
Offensichtlich schon, sonst hätte es ja keine Anzeigen gegeben. Wir sagen einfach unsere Meinung. Doch wir sind ganz klar gegen den Artikel 261bis. Die freie Meinungsäusserung soll nicht verboten sein.
Wie erklären Sie einem Juden, dessen ganze Verwandtschaft vergast wurde, Ihr Parteiprogramm?
Jetzt kommen Sie wieder mit der Geschichte. Was damals passierte, war tragisch. Heute ist heute.
Sechs Millionen Juden wurden vergast.
Es ist schwierig zu sagen, ob es so passiert ist oder nicht. Ich setze mich damit nicht auseinander. Ich lasse im Raum stehen, ob es stimmt oder nicht. Ich könnte mir beides vorstellen. Aber wir wollen so etwas sicher nicht.
Sollen die Schweizer eine reine Rasse sein?
Ja, sicher. Unser Volk soll nicht aussterben. Das Kind eines Schwarzen und einer Weissen weiss ja nicht mehr, wo es hingehört und wo es daheim ist.
Können Sie sich vorstellen, dass es Leute schaudert, gar ekelt, wenn sie Ihr Parteiprogramm lesen?
Nein, beim besten Willen nicht. Es enthält doch nichts Schlimmes.
Auf Ihrem Emblem prangt eine gfürchige Waffe, spitz mit Zacken.
Das ist ein Morgenstern. Er symbolisiert das Kämpferische, Energische unserer Partei. Es ist eine urschweizerische Waffe.
Denise Friederich, 20, ist gelernte Köchin,stellvertretende Mediensprecherin der PNOS Schweiz und stellvertretende Sektionsvorsitzende der PNOS Solothurn. Sie schätzt die Zahl der Parteimitglieder auf ein paar hundert. Deren Alter: fünfundzwanzig bis dreissig Jahre.