«Ohne Vereinbarung wird es keine Demonstration in der Innenstadt geben»Berns Polizei ist den Schlägern in der Reitschule auf der Spur ? und der Kommandant warnt vor der Teilnahme am «Abend-spaziergang»: «Das Konflikt-potenzial nimmt massiv zu.»
Das vermummte Kommando von 15 AntifaschistInnen, das am 17. Februar drei angebliche Rechtsextremisten aus der Reitschule trieb und draussen im Zuge einer Rangelei prügelte, soll nicht ungestraft bleiben: Polizeidirektorin Barbara Hayoz (fdp) sagte, als die Nachricht frisch war, man werde «mit Hochdruck» ermitteln, und Stapo-Infochef Franz Märki äusserte sich «zuversichtlich, dass wir die Täter ermitteln werden». Seither ist es still geworden um den Fall ? doch hinter den Kulissen arbeitet die Polizei in der Tat mit Effort am Aktenzeichen Antifa ungelöst, wie gestern auf Anfrage erklärt wurde.
«Die Ermittlungen laufen und es gibt schon konkrete Hinweise. Wir haben eigens einen Sachbearbeiter abgestellt», sagte Polizeisprecher Thomas Jauch. Details gab er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht preis ? bekannt ist aber, dass es einer der geschlagenen Personen, die Strafanzeige eingereicht haben, gelang, einem der Angreifer die Maske vom Kopf zu reissen und sich sein Gesicht zu merken. Und: Was Jauch zusätzlich sagen konnte, ist, dass der Ermittler auch den Angriff Vermummter auf die Polizei vom 24. Februar bearbeitet, «da es gewisse Zusammenhänge gibt».
Aufruf zur Gegendemonstration
Der polizeiliche Wille, die Täter zu ermitteln, steht in Kontrast zum Eindruck, den eine von der Antifa-Prügelaktion Betroffene hat: Karin Tschannen ? die sich als Subkultur-Szenegängerin zum Milieu der Gruftie-Schwarzkutten zählen lässt, rechtsextreme Verbindungen jedoch von sich weist ? findet, dass die Polizei zu wenig tue, und argwöhnt, dass Antifas im rot-grün regierten Bern halt wohl «mit Samthandschuhen» angefasst würden. Tschannen, die sich als unpolitisch bezeichnet, selber aber unbekümmert recht ruppig polemisiert, ruft seit rund einer Woche auf der Internet-Homepage der «Dark Subcultures Community» kurzerhand zur Gegendemonstration auf: Am 1. April, wenn der «Antifaschistische Abendspaziergang» stattfinde, solle ein Konteraufmarsch «gegen linke Gewalt» durch Bern ziehen. Der Aufruf fand sich aber zunächst nur auf Tschannens Homepage und blieb ohne erkennbare Resonanz, was auf eine isolierte Einzelaktion schliessen liess. Seit gestern aber, aufgrund eines Berichts im Gratisblatt «20 Minuten», ist der Aufruf öffentlich. Dies verändert die Lage ? auch für die Polizei, die jetzt erst recht darauf besteht, den Abendspaziergang im Dialog auf eine bewilligte, geordnete Basis zu stellen, auch um etwaige Konflikte mit Gegendemonstranten zu verhindern.Für Polizeikommandant Daniel Blumer ist jedenfalls der Moment gekommen, Klartext zu reden. «Die Organisatoren des Abendspaziergangs verweigern nach wie vor einen echten Dialog ? damit und weil bereits zu einer Gegendemonstration aufgerufen wird, nimmt das Konfliktpotenzial massiv zu.» Konsequenz, so Blumer gestern im Gespräch mit dem «Bund»: «Die Polizei wird stark präsent sein ? und ich weise jetzt schon ausdrücklich darauf hin: Konflikte sind absolut möglich, und wer trotzdem an die Demo kommt, muss sich darüber im Klaren sein, dass sein Tun damit Teil strafbarer Handlungen werden kann.» Denn, so Blumer ohne Wenn und Aber: «Ohne klare Vereinbarung wird es keine Demonstration in der Innenstadt geben.»