Todesurteil, weil er plauderte

BernerZeitung

Thomas Fux, ein Freund von Marcel von Allmen, erzählt über gemeinsame Erlebnisse vor der Tat. Und am Rand des ersten Prozesstages schildert er auch, wie der Haupttäter festgenommen wurde.

Jürg Spori

«Ich bin sehr traurig, dass mein Freund Marcel von Allmen sterben musste», sagt Thomas Fux. Der 28-jährige grosse Mann wärmt sich auf der Seitentreppe zum Gerichtsgebäude in der Morgensonne auf. Fux hatte zum Ermordeten einen guten Faden: «Wir haben viel gemeinsam unternommen. »

«Ich erinnere mich noch gut, als wir im Strandbad Interlaken kopfüber ins kalte Wasser sprangen», erzählt Fux, der heute in Thun lebt und dort als Optiker arbeitet. «Es ist furchtbar, ich hätte nie gedacht, dass es so brutal herauskommen würde», sinniert er. «Die Tage – es war fast ein Monat -, als Marcel von Allmen vermisst wurde, waren für mich besonders schlimm», erinnert sich Thomas Fux. Er habe immer gehofft, dass sein Freund wieder auftauchen würde. «Ich habe auch damals den Hauptangeklagten im Interlakner Hüsi-Pub gefragt, ob er meinen Freund gesehen habe, doch der hat cool Nein gesagt», erinnert sich Fux. «Die Art und Weise, wie er mich angelogen hat, erschütterte mich tief», sagt Marcel von Allmens Freund.

Festnahme miterlebt

Eine halbe Stunde nachdem er angelogen wurde, ging Thomas Fux im Hüsi-Pub auf die Toilette. «Als ich ins Pub zurückkam, lag Marcel M. in der Beiz auf dem Holzboden und ein junger Polizist zog ihm einen schwarzen Sack über den Kopf. Andere Polizisten richteten die Pistole auf ihn und legten ihn in Handschellen. » So schildert Thomas Fux die Festnahme und Abführung des Hauptangeklagten Marcel M. «Diese Szenen in der Beiz fuhren mir gewaltig ein», erzählt der Optiker.

«Später erfuhr ich dann vom Tod meines Freundes – ich drehte beinahe durch», erzählt Thomas Fux beim Betreten des Gerichtssaales. Dann setzt sich der Thuner Optiker im Assisensaal in die zweithintersten Stuhlreihe. Polizisten führen den Hauptangeklagten Marcel M. in Fuss- und Handschellen vorne in den hohen Assisensaal.

Thomas Fux rutscht hinten auf seinem schwarzen Stuhl hin und her. Die beiden goldenen Ringe an seinem linken Ohrläppchen wackeln. Die dunkelbraune Baseballmütze bleibt auf seinem Kopf. Thomas Fux zupft an seinem kleinen, dreieckigen Bärtchen zwischen Unterlippe und Kinnspitze. Mit ernster Miene hört er den Befragungen von Gerichtspräsident Thomas Zbinden zu. Ein Lächeln huscht über das schmale Gesicht von Thomas Fux, als vorne auf der Anklagebank Haupttäter Marcel M. dem Richter erklärt, dass er heute im Rückblick auf die Tat «tiefen Schmerz und grosse Erschütterung» spüre. Und als der Hauptangeschuldigte dem toten Marcel von Allmen Ausländerhass und Gewaltbereitschaft vorwirft, schüttelt Thomas Fux langsam den Kopf.

Hang zum Prahlen

Für Thomas Fux ist nach dem ersten Prozesstag klar: «Marcel von Allmen musste sterben, weil er auf dem Bödeli zu viel über die geheime Verbindung zu Marcel M. herumplauderte. Zudem hatte er den Hang zum Prahlen. «Für mich war bereits vor dem Prozess klar, dass er aus diesen Gründen sterben musste», sagt sein Freund Fux beim Verlassen der Gerichtsgebäudes.