«Entschuldigen uns für den Flaschenwurf»

Südostschweiz

Rechtsextreme, die an der Chilbi Ennenda für Unruhe gesorgt haben, äussern sich zu den Vorgängen

An der Chilbi in Ennenda kam es zu kleineren Scharmützeln zwischen Jugendlichen. Der Polizei wurde vorgeworfen, sie sei nicht eingeschritten. Nun nimmt erstmals einer der Rechtsradikalen Stellung zu den Vorfällen vom 6. September.

· von patrik berger

«Wir möchten uns bei den Betroffenen für den Flaschenwurf entschuldigen», erklärt T. D. aus Glarus (Name der Redaktion bekannt). «Der Flaschenwerfer war jemand von ausserhalb, er gehört nicht zu unserem Kreis.»

Er bezeichnet sich selber als Rechtsextremer, er sei kein Neonazi. An der Chilbi hätten sich er und seine Kollegen bloss vergnügen wollen, «wie dies andere Jugendliche auch tun». Sie seien in friedlicher Absicht an die Chilbi gegangen. «Wir wollten ein bisschen «umesuffe» und so einen friedlichen Abend verbringen. Wir hatten es sogar mit den Leuten einer Umweltgruppe richtig lustig», so T. D. weiter.

«Von verschiedener Seite haben wir Komplimente für den ruhigen Abend erhalten», erzählt T. D. «Die Albaner, die sonst immer mal wieder für Ärger sorgen, waren auch ganz friedlich.» Ein bisschen stolz sei er schon auf diese Komplimente, gibt er zu. «Die Ruhe schreiben wir unserer Präsenz zu.»

Ob es denn nicht Sache der Polizei wäre, für Ruhe und Ordnung zu sorgen? T. D. überlegt lange. «Ja, eigentlich schon, doch die Polizei war nicht da, als es brenzlig wurde.» Und der private Sicherheitsdienst sei nur zwei-, dreimal durchpatroulliert, «doch die haben uns nicht gesagt, dass wir uns ruhiger verhalten sollen».

«Freue mich, bis ich 18 bin»

«Ich freue mich, bis ich volljährig werde und endlich auch aktiv an der Politik teilnehmen kann», so T. D. weiter. Dann könne er sich in der Öffentlichkeit für seine politischen Ziele einsetzen. «Müsste ich mich heute für eine Partei entscheiden, ich würde der PnoS (Partei national orientierter Schweizer) beitreten.»

Rechtsextreme Hochburg?

Wie steht es um die rechte Szene im Glarnerland? «Wir sind eine eher kleine Gruppe von Rechtsextremen und ein paar anderen, die nur eine rechtspatriotische Gesinnung haben.» Sie würden sich in der Öffentlichkeit nur teilweise als Rechtsextreme outen, «mit kahlem Schädel und den szene-typischen Markenklamotten». Die Szene im Glarnerland könne man aber nicht vergleichen mit den grossen Szenen in Zürich, im Thurgau oder im Raum Olten, so T. D. weiter.

Verhältnis zur Polizei

Zur Polizei hätten sie eigentlich ein gutes Verhältnis. «Die lassen uns meistens in Ruhe», sagt T. D. Die grössten Probleme hätten sie mit den Albanern. «Wenn die dreimal mehr sind, dann greifen sie an, sonst sind sie ruhig», schildert T. D. seine Erfahrungen. «Eine bewusste Provokation mit den Albanern suchen wir aber nicht. Sie fühlen sich wohl von unserer Kleidung provoziert.»

«Es bringt nichts»

«Aus Angst vor den Eltern, dem Lehrmeister oder der Polizei müssen wir leider oft anonym auftreten. Sie verstehen uns nicht», erklärt er. Das werde mit der Volljährigkeit aber besser, dann könne er sich mit seinem vollen Namen politisch betätigen, so T. D. weiter.

Ob er auch schon ans Aufhören gedacht hat? T. D. zögert. «Viele Gruppierungen lösen sich auf, wenn die Mitglieder ein gewisses Alter erreicht haben.» Zahlreiche Ehemalige hätten ihm auch schon gesagt, dass es nichts bringt. Man habe nur Probleme mit der Polizei und verbaue sich die Zukunft.