NPS sucht Anschluss in Deutschland
se. Unangenehm überrascht mussten am Mittwoch Mitarbeiter des linksalternativgerichteten Berner Lokalradios «RaBe» demBerner «Bund» entnehmen, dass einer ihrer Praktikanten am 16. April in Bern eine rechtsorientierte Partei gegründet hatte. Die«Nationale Partei Schweiz» (NPS) will sich gemäss Angaben ihres «Gründers» und Präsidenten, des 24jährigen David Mulas,künftig für den «Erhalt der Schweiz», aber auch für den «Erhalt Europas» einsetzen. Auf die Frage, gegen wen oder was esdenn die Schweiz und Europa zu erhalten gelte, nennt Mulas die «multikulturelle Einwanderung», die unverzüglich zu stoppensei, sowie die «Judenrepublik», die es zu verhindern gelte. Im übrigen sei der Sinn und Zweck der Partei, Volksinitiativen«jeglicher Art» zu ergreifen, um sich national bekannt zu machen. Man werde sich auch gegen die bilateralen Verträge einsetzenund für eine «Aufsicht über Strassenmusikanten».
Rund 60 Mitglieder zähle die NPS, sagt Mulas, alles Leute, die man vorher schon aus «patriotischen Organisationen» gekannthabe. Im Moment gebe es erst eine Berner Sektion, doch man wolle nächstens nach Zürich und St. Gallen expandieren. Mulasversteht seine NPS als «Schwesterpartei» der National-Demokratischen Partei Deutschlands (NPD) und will erreichen, dasssich diese in der Schweiz niederlassen kann. Ein Treffen mit Exponenten der NPD musste allerdings kurzfristig abgesagtwerden, als der Wirt des bereits reservierten Lokals in Bern inne wurde, mit wem er es zu tun hatte. Der Kontakt mit der NPDscheint oberste Priorität zu haben, ja geradezu der Auslöser für die Parteigründung gewesen zu sein: Der Hotelsaal für dasTreffen mit der NPD wurde bereits am 6. April reserviert, die NPS dagegen erst am 16. April gegründet.
Peinlich berührt vom Vorfall zeigte sich der Leiter Information beim linksalternativen Berner Lokalsender, bei dem Mulas einigeWochen gearbeitet hat. Mulas sei Mitte März aufgekreuzt und habe sich als Kenner der rechtsextremen Szene, nicht aber alsderen Mitglied zu erkennen gegeben. Da Mulas Bezüger einer Invalidenrente sei, habe ihm die Ausgleichskasse eine Probezeitbeim Sender ermöglicht. Diese werde jetzt selbstverständlich beendet. Mulas selber gibt an, er habe nicht gewusst, dass derSender linksalternativ sei. Als «Journalist» habe er die politische Linie des Senders vertreten müssen. So kam es, dass Mulasim Auftrag von «RaBe» unter anderem eine Strassenumfrage zum «Tag des Rassismus» durchführte und einen Beitrag zurEinbürgerungsabstimmung in Emmen verfasste. Es habe ihm aber gut gefallen bei «Radio RaBe», sagt Mulas, er kommunizierehalt gerne mit Leuten.
Offenbar ist die NPS innerhalb der rechten Szene nur schwach abgestützt. Mulas, der erst vor rund fünf Monaten in der Szeneaufgetaucht sei, scheint zwar einen Draht zur NPD aufgebaut und mit Sabine Schweigert eine national bekannteRechtsextremistin als Vizepräsidentin für die NPS gewonnen zu haben; Kenner der Szene geben aber auch diesem jüngstenVersuch, in der Schweiz eine rechtsextreme Partei mit Bestand zu gründen, keine Chance.