20 Minuten. Die Messe «Wohlfühl-Tage» in Luzern steht in der Kritik, weil sie unter anderem den bekannten «Reichsbürger» Peter Fitzek als Gastredner einlädt. Zu der Bewegung gehören auch gewaltbereite Rechtsextremisten. Linke fordern jetzt die Absage der Messe.vonYann Bartal
Darum gehts
- Im September finden in der Luzerner Messe die Wohlfühl-Tage statt. Eine Messe, so preist sie sich an, für Gesundheit, Heilung und Persönlichkeitsentwicklung.
- Viele der Rednerinnen und Redner sind aber umstritten. Zum Beispiel Peter Fitzek, der sich als König Deutschlands bezeichnet.
- Die linksalternative Gruppierung RESolut forderte daher in einem offenen Brief die Luzerner Messe auf, den Event abzusagen.
Wie «Zentralplus» berichtet, finden bald die Wohfühl-Tage in der Luzerner Messe statt. Diese sehen sich ganz im Zeichen der Heilung. Vier Tage lang können sich Interessierte in Workshops und Vorträgen mit dem Jenseits, mit Engel-Heilung oder überhaupt mit höheren Bewusstseinsebenen beschäftigen. Die Rednerinnen und Redner sind jedoch höchst umstritten. Einige behaupten, sie könnten Krebs heilen – zu stolzen Preisen.
«Hinter einem harmlos klingenden Namen verstecken sich Esoterik, Extremismus und Betrügerei.»
Offener Brief der Gruppierung RESolut
In einem offenen Brief fordert die linksalternative Gruppierung RESolut die Absage der Wohlfühl-Tage. Sie schreibt, dass viele der Referierenden verzweifelten Personen Heilung durch übersinnliche Kräfte versprechen. «Solche Praktiken sind aber nicht nur schändlich, weil sie den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen. Sie können bis zum Tod führen, wenn sie bei Menschen mit schweren Krankheiten wie etwa Krebs angewendet werden», schreibt RESolut.
Deutsche Reichsbürger auch in der Schweiz
Besonders kritisch steht RESolut dem Auftritt von Peter Fitzek gegenüber – selbst ernannter «König von Deutschland». Fitzek gehört der Reichsbürgerbewegung an, die vom deutschen Verfassungsschutz als gefährlich eingestuft und überwacht wird. Die Reichsbürger lehnen die Existenz oder Legitimität der Bundesrepublik Deutschland sowie deren Rechtsordnung fundamental ab. Der Verfassungsschutz gibt an, dass im Jahr 2021 in Deutschland den Reichsbürgern 1011 extremistische Straftaten zugerechnet wurden.
An den Wohlfühl-Tagen wird Fitzek unter dem Namen Peter Menschensohn über den von ihm gegründeten ersten echten Gemeinwohlstaat, das Königreich Deutschland, referieren. Zum einen warnt er vor Überwachung und Missbrauch der Staatsmacht, gleichzeitig überwacht Fitzek gemäss eigenen Angaben als oberster Souverän des Königreichs Deutschland die Einhaltung von dessen Verfassung.
Carole Wälti, Sprecherin des Nachrichtendienstes des Bundes NDB, gibt auf Anfrage an, dass einzelne Aktivitäten der Reichsbürger auch in der Schweiz verzeichnet wurden. «Gewalttätige Aktivitäten in der Schweiz konnte der NDB bisher nicht verzeichnen.»
RESolut fürchtet gewalttätige Angriffe
Die Messe Luzern gibt in einer Stellungnahme an, bisher nur gute Erfahrungen mit den Wohlfühl-Tagen gemacht zu haben, und sieht daher keinen Grund für eine Absage. «Auch sind uns betreffend die Wohlfühltage keine Rechtswidrigkeiten bekannt», heisst es.
Die Organisation der Wohlfühl-Tage gibt sich zu den Vorwürfen überrascht und sieht keine Problematik bei der Reichsbürgerbewegung: «Wir setzen bei unseren Ausstellern, wie auch bezüglich unserer Besucher und Besucherinnen sehr auf Selbstverantwortung», so die Kommunikationssprecherin Ruth Stylianou-Oberli auf Anfrage. Zu den einzelnen Vorwürfen von RESolut nehmen sie keine Stellung. Des Weiteren zeigt sich die Organisation irritiert darüber, dass die linke Gruppierung zwar eine Vielzahl der Gäste an der Messe namentlich anprangert, selber aber anonym bleiben will.
«Diese Fanatiker sind gefährlich und haben auch Waffen.»
C.B.*, Vertreter der Gruppierung RESolut
C.B.*, Vertreter der Gruppierung RESolut, gibt dieser Kritik Recht. Grundsätzlich solle man mit eigenem Namen hinstehen, wenn man andere anprangere. «Aber das geht eben nicht, wenn man es mit solchen Leuten zu tun hat. Diese Fanatiker sind gefährlich und haben auch Waffen.» Er verweist darauf, dass Fitzeks Umfeld als äusserst gefährlich eingeschätzt werde und RESolut daher nicht ohne die Garantie absoluter Anonymität eine Ansprechperson zur Verfügung stellen könne.
*Name der Redaktion bekannt