Aargauer Zeitung.
Aus Rücksicht auf muslimische Kinder soll für das Abschlussfest der Schule in Strengelbach kein Schweinefleisch mitgebracht werden. Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner befürchtet, der Schweizer Grillklassiker könnte dem Islam zum Opfer fallen.
Das Timing könnte nicht besser sein. 30 Grad, Grillsaison und auf dem Facebook-Profil von SVP-Nationalrat Andreas Glarner geht es um die Wurst. Ausgerechnet der Cervelat, die Schweizer Nationalwurst, soll vom Rost verdrängt werden. Und wer soll Schuld daran sein? Die Muslime!
Eine «enttäuschte Mutter» hat sich bei Glarner gemeldet, weil ihre Kinder, die in einer Jugendorganisation mitwirken, ans Abschlussfest keine Cervelats mitbringen dürfen. Es gehe nicht, dass Schweinefleisch auf dem gleichen Grill liege wie die Grilladen der muslimischen Kinder. Diese würden sonst nicht ans Fest kommen. Alternativ könnten sie ja einen eigenen Grill mitbringen.
«Schweizer, erwache!», ruft Glarner seinen Facebook-Freunden zu. Er wittert eine «Islamisierung», wie er gegenüber Tele M1 sagt. Sein Eintrag wird rege kommentiert und geteilt. Er erhalte «im Viertelstundentakt» Meldungen von weiteren Gemeinden, bei denen Eltern aufgefordert wurden, den Kindern kein Schweinefleisch mitzugeben, schreibt Glarner in einem weiteren Post.
Eines dieser Beispiele ist die Schule Strengelbach. Diese schreibt in einem Elternbrief, die Kinder sollten für das gemeinsame Mittagessen zum Schulabschluss kein Schweinefleisch mitnehmen, «damit alle davon essen können».
Schulpflegepräsident Roger Lussi versteht die Aufregung nicht. «Das ist an den Haaren herbeigezogen», sagt er im Beitrag von Tele M1. Es gebe kein Verbot. Er verstehe nicht, weshalb sich Eltern nicht an die zuständige Schulbehörde gewandt hätten, sondern an die Politik.
Vielleicht, weil Andreas Glarner das Thema innert Kürze zum nationalen Geschwätz machte. Gegenüber Tele M1 sagte er zumindest, das Thema sei «national zu klären». In welcher Form, wisse er noch nicht. Er denkt laut über ein Cervelat-Fest nach. Das käme den Steuerzahler immerhin günstiger als eine Cervelat-Initiative. (nla)