Tages-Anzeiger.
Vermummte Aktivisten kaperten am Sonntag ein Zoom-Meeting der Jüdischen Liberalen Gemeinde (JLG).
Aktivisten störten am Sonntag die Online-Veranstaltung der Jüdischen Liberalen Gemeinde (JLG) mit Karikaturen und antisemitischen Parolen.Foto: Tachles
Am Sonntag haben Unbekannte eine Online-Veranstaltung der Jüdischen Liberalen Gemeinde (JLG) gestört, worauf diese abgebrochen werden musste. Unter die Teilnehmenden des Treffens hätten sich zunächst einige wenige, dann zunehmend mehr vermummte antisemitische Aktivisten gemischt, wie die jüdische Online-Wochenzeitung «Tachles» schreibt. Sie hätten obszöne Skizzen, pornographische Szenen und Hitler-Fotos gezeigt. Die Organisation habe versucht, die Störenfriede aus dem Zoom-Treffen auszuschliessen, blieb aber erfolglos.
Beim Anlass ging es eigentlich um die spätmittelalterlichen Wandmalereien einer jüdischen Familie in der Stadt Zürich. Der Link zum Zoom-Treffen war auf der Website der JLG aufgeschaltet und öffentlich zugänglich. «Mit einer solchen Aktion hatten wir nicht gerechnet», sagt Brigitta Rotach, die bei der JLG die Kommission Kultur leitet, zu den Zürcher Regionalzeitungen. Man habe deshalb auf spezielle Sicherheitsmassnahmen wie Anmeldung oder Warteraum verzichtet. Das werde man aber nachholen und auch Anzeige erstatten. Auf die Fortsetzung der Reihe will die JLG aufgrund des grossen Interesses nicht verzichtet.
Bereits im Mai gab es einen Vorfall
Für Dina Wyler, Geschäftsleiterin der Zürcher Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA), ist es unklar, ob das Motiv tatsächlich Antisemitismus ist. Der Vorfall sei aber nicht zu verharmlosen: «Die Leute haben die Störaktion systematisch vorbereitet und sich verabredet.» Dass nun Anzeige erstattet wird, begrüsst die Stiftung.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich bereits zum Beginn der Pandemie im Mai. Damals sorgten mutmassliche Antisemiten für den Abbruch eines virtuellen Podiums mit dem Zürcher Linksaktivisten Klaus Rózsa. Auch damals gelang es nicht, die vielen Störenfriede aus der Konferenz zu entfernen. Diese zeigten antisemitische Karikaturen, schrien antisemitische Parolen wie «Die Gewerkschaften sind ein jüdisches Konstrukt», «Tod den Juden» oder «Sieg heil!» Es handelte sich damals um den ersten bekannten Schweizer Fall des Phänomens «Zoombombing».