Gegen 300 Aktivisten sind derzeit in acht Skinhead-Gruppen in der Schweiz organisiert. In ihrem neusten Bericht vom März 1996 über die Skinhead-Szene in der Schweiz listet die Bundespolizei 36 Zwischenfälle auf, die 1995 diesen Organisationen zugeschrieben werden müssen. Dabei wurden Ereignisse von Morddrohungen gegen Personen jüdischer Abstammung, über Friedhofschändungen bis hin zu Körperverletzung, die Skinhead-Sommerparty bei Schönenwerd oder der Überfall von Hammerskins in Hochdorf registriert. Unter dem Dach der Schweizerischen Hammerskins existieren eine in Affoltern am Albis angesiedelte «Aufbauorganisation», in Neuenburg eine «Parti Nationaliste Suisse et Européen», in Moosseedorf eine «Organisation Bern», im Raume Sempach eine Gruppe «Morgenstern», in Olten die «Rechts-Front» sowie mit Stammlokal in Amriswil ein «Patriotischer Ost-Flügel».
Beobachtungen intensiviert
Mit dieser «Aufbauorganisation» ist erstmals seit Ende des Zweiten Weltkrieges eine gewalttätige, rechtsextreme gesamtschweizerische Organisation feststellbar.
Diese zielt eindeutig auf die Erfassung, Rekrutierung, Indoktrination und Zuführung von Jugendlichen zu den Hammerskins ab. Seit 1993 stehen diese rechtsextremen Organisationen im Visier der Staatsschützer; vor Jahresfrist wurde die Beobachtung noch intensiviert. Die Bundespolizei kommt nach ihren Beobachtungen zum Schluss, dass die Skinheads einer wachsenden rechtsextremistischen Beeinflussung ausgesetzt sind und die politisch motivierte Gewaltbereitschaft zunehme.
Eine Abgrenzung zwischen politischen und apolitischen Skinheads sei oft nicht möglich. Neonazistisches Gedankengut Eine Beobachtung der «gesamtschweizerischen, sehr dynamischen» Skinhead-Szene sei jedoch dringend geboten. Die einzelnen Gruppierungen haben nach Ansicht der Bundespolizei zwar eigene Organisationsstrukturen und Namen, doch würden alle enge persönliche und teilweise organisatorische Verflechtungen aufweisen. Wie radikal solche Gruppen agieren zeigt ein Blick in die von der Bundespolizei erfassten Schriften. Die «geschichtliche und politische Schulung» in der «Aufbauorganisation» erweise sich in der Praxis als rechtsextremistisch-neonazistische Indoktrination nach dem Motto «Kampf der Rasse und Nation». Informationsschreiben werden mit «Heil Kameraden» eingeleitet und mit «ein dreifaches Sieg Heil auf unser Vaterland» beendet. Bei Polizeiaktionen werden regelmässig nicht nur Waffenarsenale, sondern auch Hakenkreuzfahnen, rechtsextremistische Schriften sowie Kleber und Aufnäher beschlagnahmt. In der Skinhead-Szene wird zudem in diversen Magazinen mit rechtsextremistischem Gedankengut gegen «Farbige, Juden, Asylbewerber oder Ausländer» aufgehetzt.